
Wer sich für den Abschluss einer Lebensversicherung einer medizinischen Risikoprüfung unterziehen muss, hat die Pflicht, seinen Gesundheitszustand ehrlich offenzulegen. Diese teils sehr persönlichen Fragen dienen dazu, risikogerechte Prämien zu berechnen und sie so für das Versichertenkollektiv bezahlbar zu halten.
Wenn man in der Schweiz eine Lebensversicherung abschliessen möchte, stösst man früher oder später auf den Begriff medizinische Risikoprüfung oder medizinisches Underwriting. Das klingt zunächst sehr technisch – ist aber ein einfacher, wichtiger Schritt, damit die Versicherung für alle Beteiligten fair und verlässlich funktioniert, um langfristig der grossen Mehrheit der Bevölkerung einen effektiven und bezahlbaren Versicherungsschutz bieten zu können.
Unter Underwriting versteht man die Risikoprüfung, die eine Versicherungsgesellschaft durchführt, bevor sie eine Police ausstellt. Beim medizinischen Underwriting geht es konkret um den Gesundheitszustand der Person, die sich versichern möchte. Die Versicherung möchte einschätzen, wie hoch das Risiko ist, dass sie aufgrund eines Todes- oder Invaliditätsfalls eine Leistung erbringen muss.
Eine Lebensversicherung ist eine Absicherung, die mitunter grosse Summen an die Hinterbliebenen oder die versicherte Person auszahlen kann. Damit die Beiträge (Prämien) für alle Versicherten risikogerecht bleiben, muss die Versicherung beispielsweise wissen:
Durch diese einmalige Risikoprüfung wird ermöglicht, dass die Versicherten risikogerechte Prämien zahlen – garantiert über die gesamte Laufzeit der Police, selbst wenn sich der Gesundheitszustand verschlechtern sollte.
Beim Antrag auf eine Lebensversicherung werden in der Regel Gesundheitsfragen gestellt. Beispiele:
Je nach Höhe der gewünschten Versicherungssumme oder der Antworten kann die Versicherung auch weitere Informationen verlangen, zum Beispiel:
Herr Meier (45) möchte eine Risikolebensversicherung über 300’000 Franken abschliessen, um seine Familie im Falle seines Todes finanziell abzusichern. Im Gesundheitsfragebogen gibt er an, dass er Nichtraucher ist, sich regelmässig bewegt und keine Vorerkrankungen hat. Sein Antrag wird ohne Probleme zum Standardtarif angenommen. Frau Keller (50) stellt ebenfalls einen Antrag. Sie leidet jedoch an Diabetes Typ 2 und nimmt regelmässig Medikamente. Die Versicherung bewertet dieses zusätzliche Risiko und bietet ihr den Vertrag an – allerdings mit einem Prämienzuschlag. Sie erhält also trotzdem Versicherungsschutz, zahlt aber etwas mehr.
Im Gegensatz zu «Sozialversicherungen», bei welchen der Zugang obligatorisch ist und die Bedingungen für alle vordefiniert sind, gibt es bei der privaten Versicherung keine Versicherungspflicht. Die Versicherten können frei entscheiden, ob und wann sie einen Antrag stellen wollen, und die Versicherer, ob und zu welchen Konditionen sie den Antrag annehmen. Theoretisch wäre es möglich, aus wirtschaftlichen Gründen mit dem Abschluss einer Versicherung zu warten, bis sich der Gesundheitszustand verschlechtert. Ohne medizinische Risikoprüfung würden alle Personen die gleiche Prämie bezahlen, unabhängig davon, ob sie gesund sind oder ein deutlich erhöhtes Risiko tragen. Das hätte zur Folge, dass kaum noch gesunde Personen sich versichern und die Prämien für alle derart erhöht werden müssten, dass sie schlechthin unbezahlbar würden.
Das medizinische Underwriting ist ein unerlässlicher Bestandteil der Lebensversicherung in der Schweiz. Es schützt die Gemeinschaft der Versicherten, sorgt für faire Prämien und ermöglicht individuelle Lösungen. Auch wenn die Fragen manchmal persönlich wirken: Sie dienen dazu, dass der Versicherungsschutz im Ernstfall zuverlässig und gerecht funktioniert.
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