Sicherheit aus der Sicht verschiedener Branchen
Kapitel
KMU: Gesund am Arbeitsplatz: Versicherer als Gesundheitspartner
Die Angebote im Gesundheitsmanagement müssen auf die Betriebe angepasst sein.
Dienstleister: Vorbereitung für den Cybervorfall
65% mehr Cybervorfälle verzeichnet die Firma InfoGuard seit 2022. Cybersicherheit heisst auch den Ernstfall vorbereiten. Um die Sicherheit zu erhöhen, muss das richtige Vorgehen im Schadenfall in die Sicherheitsüberlegungen einbezogen werden.
Kunst: Wie Museen und Versicherer zu Partnern wurden
Museen und Versicherer arbeiten zusammen, um Kunst zu schützen und zu erhalten.
Von der Kunst, Kunst zu bewerten (Portrait)
Kunst zu versichern, heisst auch Kunst zu bewahren. Das weiss kaum jemand so genau wie der Kunstsachverständige Oliver Class von Allianz Suisse.
Wer glaubt, die Arbeit des Versicherungsberaters erschöpfe sich im Aktenwälzen, hat vermutlich noch nie mit Oliver Class gesprochen. Der Kunsthistoriker und Kunstliebhaber weiss nicht nur viel über Kunst und ihren Marktwert. Er weiss auch sehr genau, welchen Risiken Kunst ausgesetzt ist. Seit drei Jahrzehnten ist er Experte für Kunstversicherungen, seit 2004 als Leiter der Kunstversicherungssparte der Allianz Suisse in Zürich.
In dieser Zeit hat Oliver Class schon auf allen Kontinenten zu tun gehabt. Er trifft private Sammler, begleitet Ausstellungen, kümmert sich um die Schulung des Aufsichtspersonals. Dabei hat er schon einiges erlebt. Sozusagen hautnah mitverfolgt hat er ab Ende der 1990er Jahre einen Kunstraub im Rahmen einer Auktion in Zürich. Die Spur der jahrelangen Ermittlungen führte nach Belgrad. Der Fall endete glücklich. Die Bilder kamen zurück.
Porträtiert: Oliver Class ist Kunstsachverständiger von Allianz Suisse.
Kunstversicherungen sind eine Nische im Versicherungsgeschäft. Oliver Class betreut rund 1200 Kundinnen und Kunden. Dass es diese Nische gibt, hat viel mit dem Aufstieg des Bürgertums ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu tun. Dem neuen Bürgertum waren Wohlstand und Erfolg nicht genug. Zum bürgerlichen Ideal gehörte auch die Pflege des kultivierten Lebensstils. Dass Industrielle und Bankiers zu Kunstsammlern und Mäzenen wurden und es noch immer sind, ist also kein Zufall.
Das wirkt bis heute nach. In der Schweiz sind viele Museen in Vereinen oder Stiftungen organisiert. Sie müssen sich deshalb auch um die Risiken kümmern, denen ihre Schätze ausgesetzt sind. Das ist nicht überall so. In Deutschland, Frankreich und Österreich etwa geniessen die Museen Staatshaftung. Doch von diesem Modell hält Oliver Class nicht viel. Staatshaftung mag solide klingen, doch ob ein Staat im Schadensfall auch die Mittel hat, um Ersatz zu leisten, steht auf einem anderen Blatt. Im Fall des Einbruchs in das Grüne Gewölbe in Dresden etwa zweifelt Class daran, ob das Land Sachsen in der Lage ist, einen adäquaten Ersatz bereitzustellen, und sei es nur in Form von Geld. Staatshaftung, sagt er, sei für die Museen bequem und günstig – solange nichts passiere. Class glaubt sogar, dass es in diesem konkreten Fall einen Zusammenhang zwischen der Staatshaftung und den, wie er sagt, «eklatanten Sicherheitsmängeln» am Schauplatz des Geschehens gibt.
Der grosse Kunstraub ist zwar ein guter Stoff für einen Agentenfilm. Im Alltag des Kunstversicherers kommt er aber nur selten vor, denn für gestohlene Kunst gibt es keinen Markt. «In aller Regel sind unsere Schadensfälle keine Totalverluste», sagt Class. Ein Bild fällt von der Wand, eine Porzellanfigur verliert eine Hand, Rotwein beschädigt den kostbaren Teppich. In solchen Fällen leistet die Versicherung nicht nur Schadenersatz, sie hilft auch bei der Suche nach dem geeigneten Restaurator. «Kunst zu versichern heisst auch Kunst zu bewahren», sagt Class. Rund 20 Schadenereignisse verzeichnet er pro Jahr.
Als Kunstsachverständiger einer Versicherung ist man nahe an der Kunst. Pro Jahr begutachtet Class Werke von bis zu 6000 Künstlerinnen und Künstlern. Zudem hält er fünf bis sechs Fachreferate pro Jahr. Im Oktober vergangenen Jahres wurde Class erstmals selber als Kurator tätig. Das Thema der Fotoausstellung in der Fondation Herzog in Basel passte bestens zu seiner Tätigkeit in der Versicherung: «Fortschritt und Risiko». Jeder Fortschritt birgt ein Risiko. Aber ohne Risiko gibt es eben auch keinen Fortschritt.
Landwirtschaft: Vom Kulturerbe zum Klimawandel
Ein Waadtländer Weingut navigiert in die Zukunft.
«Es geht um die Lebensgrundlage der Bäuerinnen und Bauern»
Pascal Forrer, Sie waren während 16 Jahren CEO der Schweizer Hagel und amten heute als Präsident des internationalen Verbandes AIAG. Inwiefern haben sich die klimatisch bedingten Herausforderungen im Laufe der Zeit verändert?
Die fortschreitende Klimaerwärmung und die damit verbundenen zunehmenden Extremwetterereignisse erhöhen die Klimarisiken weltweit. Die Folgen zeigen sich auch im Versicherungsgeschäft der Schweizer Hagel. Die Nachfrage nach Versicherungslösungen für Trockenheit, Starkregen, Frost oder Auswuchs steigt kontinuierlich an.
Welche Rolle können und müssen die Versicherer hierbei übernehmen?
Ziel der Agrarversicherer ist die Sicherung der Lebensgrundlage der Bäuerinnen und Bauern. Mit ihrem Beitrag zur Resilienz der Landwirtschaft tragen die Agrarversicherer zur Ernährungssicherung der heutigen und künftigen Generationen bei. Aber klar ist auch: Eine Versicherung alleine ist für die Erhöhung der KlimaResilienz der Betriebe nicht mehr ausreichend.
Wie meinen Sie das?
Wir sollten die Landwirtschaft bei der Anpassung an den Klimawandel nicht nur mit Versicherungslösungen unterstützen, sondern auch die Sensibilisierung und Förderung von Anpassungsmassnahmen sowie innovative Projekte und Technologien fördern. Dazu gehört beispielsweise die Verwendung trockenheitstoleranter Kulturen und Sorten, bodenschonende Anbaumethoden oder ein effizientes Wassermanagement.
«Die Nachfrage nach Versicherungslösungen für Trockenheit, Starkregen, Frost oder Auswuchs steigt kontinuierlich an.»
Welche Rolle spielt der technologische Fortschritt in der Landwirtschaft?
Eine immer grössere. Fortschritte in den Bereichen Satellitenbilder, Radar und Wetterdaten, Bodenmessstationen und Datenanalyse ermöglichen heute eine genauere Risikoeinschätzung, eine spezifischere Beobachtung der Kulturen und eine effizientere Ermittlung des Schadensausmasses. Diese Entwicklung wird in den nächsten Jahren sicher fortgeführt.
Zur Person
Pascal Forrer ist Präsident der AIAG. Die Organisation mit Sitz in Zürich vereint weltweit die führenden Versicherer der landwirtschaftlichen Produktion. Der Vereinigung gehören über 100 Unternehmen und Organisationen an.
Finanzwirtschaft: Sicherer Weg durch volatiles Umfeld
Als wichtiger Akteur im Schweizer Finanzsektor verwalten die Versicherer beachtliche Vermögensanlagen. Es sind Sicherheiten für ihre Versicherungsverpflichtungen.
Kommentar: Gute Regulierung stärkt das Vertrauen
Kommentar von Patrick Raaflaub
Tourismus: Die Vergänglichkeit des Reisens
Ferien sind ein emotionales Thema und ein vergängliches Produkt: für Reisende, aber auch für Tourismusbetriebe, für die Ausfälle eine Herausforderung darstellen.
Spitzensport: «Je wichtiger ein Wettkampf, desto eher nehme ich Risiken in Kauf»
Spitzensprinterin Géraldine Frey brennt für den Wettkampf. Sie erwartet ein Jahr voller Höhepunkte: von den Hallen-WM in Glasgow bis zu den Olympischen Spielen in Paris.
Jahresmagazin 2024
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Der Verband im vergangenen Jahr
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Rechenschaftsbericht des SVV
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