9 Fak­ten, die man über die al­tern­de Ge­sell­schaft wis­sen muss

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Wir werden immer älter. Wie wir in Zukunft altern, hängt von verschiedenen Entwicklungen in unterschiedlichen Bereichen ab. Laut Prognosen leben im Jahr 2030 anteilsmässig so viele alte Menschen in der Schweiz wie nie zuvor. Das stellt uns alle vor ganz neue Herausforderungen.

1. Greis mit 65 Jahren!(?)

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In der Schweiz beginnt das Alter statistisch – in Anlehnung an das AHV-Alter der Männer – ab 65; ein Alter, das 1889 in der Zeitschrift für Schweizerische Statistik als Beginn des «Greisenalters» definiert wurde.

2. Das Alter ist ein mehrdimensionales Konzept.

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Das chronologische Alter hat keine Aussagekraft. Personen mit dem gleichen Geburtsdatum können sich hinsichtlich ihrer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit stark voneinander unterscheiden. Die Dimensionen des Alterns: Der Ansatz des biologischen Alters bezieht sich auf physiologische und anatomische Veränderungen, die mit einem bestimmten Alter verbunden sind1. Die funktionale Altersdefinition bezieht sich darauf, in welchem Masse zentrale Alltagsfunktionen und Leistungsanforderungen in einem bestimmten Alter erfüllt werden können. Das Konzept des psychologischen Alters besagt, dass das Alter vom eigenen Selbstbild abhängt, also von Bedürfnissen und Erwartungen geprägt wird. Das soziologische Alter beschreibt das Alter im Zusammenhang mit einem Status, der den Personen derselben Altersgruppe zugeordnet wird und ist deshalb eng mit den jeweiligen Wert- und Normvorstellungen einer Gesellschaft verbunden2.

3. Man ist so alt wie man sich fühlt, oder irgendwie doch nicht.

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Es besteht eine Diskrepanz in der Wahrnehmung zwischen tatsächlichem Alter und gefühltem Alter vor. Man hat sich nicht auf das Altern eingestellt, sondern stuft sich später als alt ein. 15 Prozent der 60-70-Jährigen fühlen sich 10 Jahre jünger.

Gefühltes Alter

Ill.: Résultats d'un sondage sur l’âge ressenti3

4. Das sind die Einflussfaktoren für gute Lebensqualität im hohen Lebensalter.


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  • Sichere sozial-medizinische und pflegerische Versorgung und angepasste Umwelt
  • Selbstbestimmter Umgang mit Einschränkungen (Resilienz/Gelassenheit)
  • Akzeptanz der Grenzen des eigenen Lebens und des Machbaren
  • Offenheit für jüngere Generationen/Neugier bis ans Lebensende
  • Versöhnt sein mit seiner eigenen Lebensgeschichte (Wohlbefinden mit Vergangenheit)4

5. Männer in Paarbeziehungen leben länger.

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Anteil verheiratete Frauen und Männer im hohen Lebensalter

Source: Prof. Dr. F. Höpflinger, 20175

6. Total Digital – Altern mit Netz

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Laut der ARD-ZDF Online-Studie 20166 surfen 35,9 Prozent der über 60-Jährigen täglich. 30 Prozent der über 70-Jährigen nutzen das Internet zum Spielen.

7. Abenteuerreisen sind das neue Bingo!

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Seit 2004 ist die Zahl der Abenteuerreisenden im Alter ab 85 Jahren um 70 Prozent gestiegen.

8. Arbeiten nach 65: Tipps

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Rentenaufschub: Den Bezug der AHV-Rente kann man (ausser bei Bezug einer IV-Rente) um maximal fünf Jahre aufschieben und so einen Rentenzuschlag von maximal 31,5 Prozent bewirken. Der Aufschub muss innert einem Jahr nach Erreichen des AHV-Alters angemeldet werden; Teilrentenbezug ist nicht möglich. Ein Aufschub der BVG-Rente ist in der Regel nicht vorgesehen. Fragen Sie aber bei Ihrer Pensionskasse nach.


Versicherungspflicht: Für Weiterarbeitende gilt bei der AHV ein Freibetrag von 16 800 Franken pro Jahr; für Lohnanteile darüber muss man AHV/IV/EO zahlen, obwohl die Beiträge nicht an die Rente angerechnet werden.7

9. «Jede Gesellschaft, die altert, wird automatisch ungerecht.» Richard David Precht

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Der Generationenvertrag bezeichnet einen fiktiven Solidaritätsvertrag zwischen den verschiedenen Generationen, der sich durch wechselseitige Abhängigkeitsverhältnisse auszeichnet. Der Generationenvertrag bezieht sich auch auf im Umlageverfahren finanzierte Rentensysteme. Das Arbeitseinkommen soll so verteilt werden, dass es die drei Lebensphasen Kindheit/Jugend, Erwerbsphase und Alter angemessen abdeckt. Die Alterung der Gesellschaft tangiert den Generationenvertrag mehrfach: bei der Finanzierung der Altersvorsorge, bei der Verfügbarkeit professioneller Altenpfleger und beim potenziellen freiwilligen Engagement von Jungrentnern8. Wir sollten nach Möglichkeiten suchen, die uns allen gerecht werden. Dabei ist die zentrale Frage: «Wie viel Solidarität wollen wir in Zukunft?»

 

Quellenangaben:
1 Vgl. Bruggmann, Michael (2000). Die Erfahrung älterer Mitarbeiter als Ressource. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag. 2000, S. 7.
2 Vgl. Höpflinger/Stuckelberger (1992). Demographische Alterung und individuelles Altern. Zürich: Seismo Verlag. S. 69 ff.
3 Samochoviec, Jakub; Kühne, Martina; Frick, Karin (2015) Digital Ageing – unterwegs in die alterslose Gesellschaft, Rüschlikon: GDI
4 Prof. Dr. F. Höpflinger, 2017
5 Prof. Dr. F. Höpflinger, 2017
6 ARD/ZDF Online Studie 2016
7 Beobachter.ch
8 Avenir Suisse