Sicherheit ist mehr als ein Gefühl
Der SVV stellt sein 125-jähriges Jubiläum unter das Motto «Sicherheit ist mehr als ein Gefühl». Was es braucht, um Sicherheit zu erlangen und wie Versicherer dazu beitragen, erläutert der SVV-Direktor Urs Arbter.
Sicherheit ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Während «Sicherheit» in der Frühzeit der Menschheit bedeutete, einen sicheren Platz zum Schlafen zu finden, genug Nahrung für die nächsten Tage zu haben oder vor wilden Tieren geschützt zu sein, ist es heute viel komplexer, ein Gefühl von Sicherheit zu erlangen. Wir leben in einer Welt, in der das Sicherheitsempfinden ständig neu auf die Probe gestellt wird. Wenn auf unserem Kontinent Kriege ausbrechen, langjährige Verbündete wegbrechen und immer wieder von schweren Naturkatastrophen berichtet wird, dann hat dies Auswirkungen auf unser Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Unser Sicherheitsempfinden hängt aber nicht nur von tatsächlichen Gefahren oder Bedrohungen ab, sondern auch von unserem subjektiven Empfinden. Verschiedene Faktoren beeinflussen dieses Empfinden: Zum Beispiel die politische Sicherheit, die einen Staat mit verlässlichen Institutionen und Rechtssicherheit für seine Bürgerinnen und Bürger voraussetzt. Hier sind wir in der Schweiz in der privilegierten Lage, in einem Land zu leben, das für seine politische Stabilität und ein auf Konsens und Partizipation ausgerichtetes politisches System bekannt ist. Der Staat sorgt für die nötigen Rahmenbedingungen und lässt den Menschen und Unternehmen ein grosses Mass an Freiheit. Zu diesem System gilt es Sorge zu tragen, um sicherzustellen, dass diese Freiheit nicht zunehmend eingeschränkt wird.
Versicherer leisten durch die Übernahme von Risiken einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen und finanziellen Sicherheit. Sie ermöglichen langfristige Planungen und Absicherungen, die es Privatpersonen und Unternehmen erlauben, Zukunftsperspektiven zu entwickeln, ohne ständig in Angst vor möglichen Katastrophen leben zu müssen. Im Schadenfall sollen sich Unternehmen und Privatpersonen darauf verlassen können, dass die Versicherung unkompliziert und zuverlässig einspringt. Unsere Aufgabe als Versicherer ist es aber nicht nur, bekannte Risiken abzusichern, sondern auch schnell auf Herausforderungen wie Klimawandel, Cybergefahren oder geopolitische Verschiebungen zu reagieren. Unsere Aufgabe ist es, Risiken kalkulierbarer zu machen und durch Prävention, Beratung und innovative Produkte zur Resilienz von Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen. Denn Sicherheit kann auch trügerisch sein: Nach dem Motto «Aus den Augen, aus dem Sinn» unterschätzen viele Menschen reale Risiken, wie zum Beispiel das Erdbebenrisiko in der Schweiz.
In der Schweiz ist die soziale Sicherheit besonders stark im System der Altersvorsorge verankert. Das Vertrauen in die staatliche und private Vorsorge ermöglicht den Menschen im Idealfall ein Leben im Alter ohne existenzielle Sorgen. Doch auch hier gibt es Herausforderungen: Der demografische Wandel und die steigende Lebenserwartung stellen das bewährte Dreisäulensystem auf die Probe. Die Versicherer und der Staat müssen gemeinsam Lösungen entwickeln, um eine stabile Altersvorsorge auch für künftige Generationen zu gewährleisten und dabei die Eigenverantwortung hochzuhalten.
Auch die physische und die emotionale Sicherheit sind im Wandel begriffen: Der Klimawandel erhöht in vielen Teilen der Welt die Wahrscheinlichkeit von Naturkatastrophen. Unvorhersehbare Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitzewellen nehmen zu und gefährden unsere Infrastruktur und Lebensweise. Die Versicherer haben ein ureigenes Interesse daran, diese Schäden zu minimieren und durch Präventionsmassnahmen vorzubeugen. Gleiches gilt für Cyberrisiken: Wer noch vor wenigen Jahrzehnten seine Tür abschloss, um sich sicher zu fühlen, muss heute auch digitale «Schlösser» einbauen – zum Beispiel durch starke Passwörter oder Antivirenprogramme. Denn die Zahl der Cyberangriffe nimmt seit einigen Jahren zu und stellt vor allem KMU auf eine harte Probe. Auch die Versicherer haben auf diese Gefahr reagiert und bieten mit Cyberprodukten nicht nur Versicherungsdeckung, sondern auch Hilfe bei der Prävention und Unterstützung im Ernstfall.
Eine gute Versicherung gibt einem die Freiheit, Risiken einzugehen, Innovationen voranzutreiben und langfristig zu planen – weil man weiss, dass man im Ernstfall nicht allein dasteht. Diese Vision hat unsere Branche in den letzten 125 Jahren geleitet und wird auch in Zukunft unser Leitstern sein. Auch wir als Verband haben uns in unserer neuen Strategie daran orientiert. Als Branche, die den Wortstamm «Sicher» in ihrem Namen trägt, wollen wir dafür sorgen, dass wir in einer sich verändernden Welt einen Beitrag zum Sicherheitsempfinden leisten können.
Denn: Sicherheit ist mehr als ein Gefühl. Sie ist die Voraussetzung dafür, das eigene Leben selbstbestimmt, vorausschauend und möglichst angstfrei gestalten zu können.