
2025 stand in der Romandie ganz im Zeichen des fachlichen Austauschs und der strategischen Einordnung zentraler Branchenthemen. Der Cycle de conférences, das Interview von Urs Arbter mit Le Temps und das Forum Assurances setzten wichtige Akzente: Sie beleuchteten Herausforderungen, ordneten Entwicklungen ein und zeigten, wie die Versicherungswirtschaft ihre Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Wirtschaft wahrnimmt.
Zehn Jahre Cycle de conférences: Ein Ort des Wissens, der Analyse und des Austauschs
2025 konnte der in der Romandie verankerte Cycle de conférences ein bedeutendes Etappenziel feiern: Mit seiner 25. Ausgabe blickte das Format auf zehn Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen der HEC der Universität Lausanne und dem SVV zurück. Als Nexus zwischen Praxis und Wissenschaft fördert der Cycle den Dialog und die Reflexion und richtet sich insbesondere an Mitarbeitende der Mitgliedsunternehmen, die ihre Expertise zu zentralen Versicherungs- und Risikothemen vertiefen möchten. Unter der Leitung von Prof. Joël Wagner hat sich die Reihe zu einem festen Bestandteil der Westschweizer Wissens- und Weiterbildungslandschaft entwickelt.

Die Jubiläumskonferenz stand unter dem Titel «Assurances 2030 – Quo Vadis?» und beleuchtete die strategischen Herausforderungen und Trends der kommenden Jahre. Auf Basis einer Analyse der Branchenentwicklung der letzten drei Jahrzehnte wurde aufgezeigt, welche Erwartungen sich erfüllt haben – etwa Internationalisierung und Marktkonsolidierung – und welche Entwicklungen langsamer oder anders verlaufen sind als prognostiziert.
Im Fokus standen die fortschreitende Digitalisierung, neue technologische Möglichkeiten – einschliesslich der künstlichen Intelligenz –, der demografische Wandel, veränderte Kundenerwartungen sowie die zunehmenden regulatorischen Anforderungen, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit. Eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen diente als Grundlage zur Einordnung der zentralen Handlungsfelder: neue Geschäftsmodelle, technologischer Impact, profitable Wachstumsstrategien, Wettbewerb, Zukunft der Vorsorge und Kundenorientierung.
Die Konferenz, gestaltet von Prof. Joël Wagner von der Universität Lausanne HEC und Pauline Champion, Leiterin Lebensversicherung beim SVV, bot einen kompakten Überblick über jene strategischen Themen, die die Versicherungsbranche bis 2030 prägen werden.
Der strategische Blick nach vorn: Urs Arbter im Gespräch mit Le Temps
Den inhaltlichen Schlusspunkt des Jahres bildete ein ausführliches Interview von SVV-Direktor Urs Arbter mit der Westschweizer Tageszeitung Le Temps. Darin ordnete Arbter die zentralen Herausforderungen der Branche ein und zeichnete die Linien, die den Versicherungssektor in den kommenden Jahren prägen dürften.

Arbter betonte zunächst, dass Klimarisiken weiterhin versicherbar blieben, sofern die regulatorischen Rahmenbedingungen verlässlich bleiben und risikobasierte Tarifierungsmodelle nicht verwässert werden. Dank moderner Modellierungsverfahren und breiter Diversifikation sei die Branche gut positioniert, auch künftig mit zunehmenden Extremwetterereignissen umzugehen. Voraussetzung bleibe jedoch eine konsequente Stärkung von Prävention und Risikobewusstsein.
Mit Blick auf Naturgefahren äusserte Arbter zudem klare Vorbehalte gegenüber einer politisch diskutierten Eventualverpflichtung des Bundes bei Erdbeben. Ein solcher Mechanismus würde Fehlanreize schaffen und das bewährte marktwirtschaftliche System der Risikotragung verzerren. Notwendig seien vielmehr Prävention, Eigenverantwortung und ein risikoadäquater Versicherungsschutz.
Im Kontext der Debatten nach der Credit-Suisse-Krise stellte Arbter ausserdem klar, dass der SVV zusätzliche regulatorische Auflagen für die Versicherer entschieden ablehne. Die Versicherungswirtschaft unterscheide sich grundlegend vom Bankensektor; eine Übertragung bankenspezifischer Regulierung würde ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen, ohne den Schutz des Finanzsystems zu erhöhen.
Weiter erklärte Arbter, weshalb der SVV die vorgeschlagene Erhöhung der Besteuerung von Kapitalbezügen aus der privaten Vorsorge ablehnte. Eine solche Massnahme schwäche die individuelle Vorsorge und mindere die Anreize, langfristig eigenes Kapital aufzubauen.
Zum Abschluss unterstrich Arbter die wirtschaftliche Bedeutung und Stabilität der Branche. Indem Versicherer Risiken für Privatpersonen und Unternehmen übernehmen, ermöglichen sie wirtschaftliche Aktivitäten und Innovation, die ohne verlässlichen Versicherungsschutz nicht realisierbar wären.
Damit setzte Arbter einen analytischen Schlusspunkt hinter ein Jahr, das nicht nur das Erreichte würdigte, sondern auch die Herausforderungen der kommenden Jahre klar benannte.
Forum Assurances 2025: Sicherheit als verbindendes Thema
Das Forum Assurances 2025 bildete den Abschluss des Jahres und stellte die Sicherheit als gemeinsames gesellschaftliches Anliegen ins Zentrum. In ihren Beiträgen beleuchteten Waadtländer Regierungsrätin Isabelle Moret, Mobiliar-CEO Michèle Rodoni und Florence Anselmo, Direktorin des Waadtländer Roten Kreuzes, die sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen, die durch die Versicherungsbranche ergänzt und mitgestaltet werden. Auch die jüngere Generation kam zu Wort und zeigte auf, wie sich Erwartungen, Risikowahrnehmung und Zukunftsbilder im Wandel befinden.
Das Forum bot damit ein breites Panorama der aktuellen Herausforderungen – von Naturgefahren über Prävention bis zur Resilienz der Schweizer Volkswirtschaft. Gleichzeitig bot der Anlass den Rahmen, die neue visuelle Identität des SVV zu präsentieren, welche die zukünftige Positionierung der Branche unterstreicht.
Lesen Sie den Bericht zum Forum Assurances 2025.
Das Video (auf Französisch) fasst die Impressionen des Forums zusammen.
Ein Jahr der Orientierung, des Austauschs und des Vertrauens
2025 unterstrich die Bedeutung der Romandie als zentraler Standort für den Dialog über die Zukunft der Versicherungsbranche. Mit dem Forum Assurances, dem wissenschaftlich geprägten Cycle de conférences und der strategischen Einordnung durch Urs Arbter wurden zentrale Akzente gesetzt, die das Verständnis des Versicherungssektors vertiefen und die Positionierung der Branche im öffentlichen Diskurs stärken.
Das Jahr endete mit einem klaren Ausblick: Sicherheit, Resilienz und gesellschaftliche Verantwortung bleiben die Leitlinien, mit denen die Schweizer Versicherungswirtschaft Menschen und Unternehmen auch in den kommenden Jahren zuverlässig unterstützen wird.