«Mit gu­ten Vor­sor­ge­lö­sun­gen er­hö­hen Ar­beit­ge­ber die Loya­li­tät ih­rer Mit­ar­bei­ten­den»

Interview

Wir haben uns mit Sébastien de Allegri, Leiter der Versicherungsabteilung von HOTELA, über die Vorteile der beruflichen Vorsorge (oder 2. Säule) für Arbeitnehmer und Arbeitgeber unterhalten. Er erläutert, wie wichtig es ist, dass die Arbeitnehmenden gut über ihre Vorsorgesituation informiert sind und erläutert die wichtigsten Elemente der bevorstehenden BVG-Reform.

Was müssen Arbeitnehmende über die berufliche Vorsorge wissen?

Die berufliche Vorsorge (BVG) bietet viele bedeutende Vorteile. Zunächst einmal ist sie ein obligatorisches individuelles «Sparkässeli», das steuerfrei ist. Die BVG-Beiträge werden vom steuerbaren Einkommen abgezogen, was zu einem sofortigen Steuervorteil führt. Ein weiterer wichtiger Vorteil besteht darin, dass mindestens die Hälfte dieses Sparguthabens vom Arbeitgeber finanziert wird, sodass Beschäftigte ein Kapital für den Ruhestand aufbauen können, ohne die gesamten Beiträge allein aufbringen zu müssen.

«Die berufliche Vorsorge (BVG) ist ein obligatorisches individuelles «Sparkässeli», das steuerfrei ist.»

Zur finanziellen Absicherung bietet das BVG auch Schutz bei Invalidität oder Tod. Bei Invalidität erhält der Versicherte eine Rente. Im Todesfall erhält der überlebende Ehepartner eine Rente. In beiden Fällen erhalten auch die unterhaltsberechtigten Kinder des Versicherten eine Rente.

Darüber hinaus erlaubt das Gesetz den Arbeitnehmenden unter bestimmten Bedingungen, einen Teil ihres Kapitals für den Erwerb von Wohneigentum oder für die Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit zu beziehen. Dies bietet eine gewisse Flexibilität und die Möglichkeit, in wichtige Lebensziele zu investieren.

Schliesslich haben Arbeitnehmende die Möglichkeit, sich einzukaufen, um allfällige Vorsorgelücken zu schliessen. Dies kann insbesondere für Personen von Vorteil sein, die über ein höheres Einkommen verfügen oder später mit der Beitragszahlung beginnen. Einkäufe führen oft zu erheblichen Steuerersparnissen. 

Portrait Sebastien de Allegri HOTELA

Strategische und finanzielle Vorteile: Sébastien de Allegri, Leiter der Versicherungsabteilung von HOTELA, über die Vorteile der beruflichen Vorsorge für Arbeitgeber

Und was sind die Vorteile für den Arbeitgeber?

Für Arbeitgeber bietet das BVG mehrere strategische und finanzielle Vorteile. Einer der wichtigsten Vorteile ist die Möglichkeit, Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Eine gute berufliche Vorsorge kann bei der Anwerbung von Talenten den entscheidenden Unterschied ausmachen. 

Mit guten Vorsorgelösungen erhöhen Arbeitgeber die Zufriedenheit und Loyalität ihrer Mitarbeitenden. Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt und gut abgesichert fühlen, sind in der Regel motivierter und engagierter bei der Arbeit, was die Fluktuation und die Kosten für die Rekrutierung und Ausbildung neuer Mitarbeitender senken kann. Ein Unternehmen, das sich um die berufliche Vorsorge seiner Mitarbeitenden kümmert, verbessert sein Image und seinen Ruf. Dies führt zu einer höheren Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt und trägt zur Stärkung seiner Arbeitgebermarke bei.

Schliesslich sind auch die Steuervorteile für den Arbeitgeber von Bedeutung. Denn die vom Arbeitgeber gezahlten Beiträge mindern den steuerpflichtigen Gewinn des Unternehmens. Darüber hinaus können Arbeitgeber eine «Beitragsreserve» bilden, um in guten Jahren zusätzliche Einzahlungen zu leisten und diese zur Deckung der Beiträge in den Folgejahren zu verwenden. Diese finanzielle Flexibilität stellt somit einen grossen Vorteil für die Steueroptimierung dar.

«Ein Unternehmen, das sich um die berufliche Vorsorge seiner Mitarbeitenden kümmert, verbessert sein Image und seinen Ruf.»

Wie und warum muss der Arbeitgeber seine Angestellten über die berufliche Vorsorge informieren?

Der Arbeitgeber spielt bei der Information über das BVG eine Schlüsselrolle. Er muss dafür sorgen, dass die angebotenen Pläne den spezifischen Erwartungen seiner Mitarbeitenden in Bezug auf die Vorsorge entsprechen. Dies kann bedeuten, dass er verschiedene Deckungsniveaus einrichtet, um den unterschiedlichen Bedürfnissen seiner Belegschaft in Bezug auf Alter, Einkommen usw. gerecht zu werden. 

Dazu ist es unerlässlich, dass die Personalabteilung über die verschiedenen Aspekte der betrieblichen Altersvorsorge gut informiert ist. Die Personalabteilung sollte in der Lage sein, die Fragen der Angestellten zu beantworten und ihnen zu helfen, den Versicherungsausweis zu verstehen, den sie einmal im Jahr erhalten.

In diesem Zusammenhang schlagen wir Arbeitgebern vor, regelmässige Informationsveranstaltungen zum BVG zu organisieren, die von internen Expertinnen oder Vertretern der Pensionskasse geleitet werden. Obwohl solche Initiativen vor allem für Mitarbeitende über 40 Jahre nützlich sind, ist es wichtig, alle, auch die jüngeren, zur Teilnahme zu ermuntern. Es kann auch von Vorteil sein, die BVG-Details in die Willkommensunterlagen aufzunehmen, um neue Mitarbeitende gleich bei der Einstellung auf die Bedeutung der beruflichen Vorsorge aufmerksam zu machen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine effektive und transparente Kommunikation mit den Beschäftigten über ihren Vorsorgeplan von entscheidender Bedeutung ist, damit sie die angebotenen Vorteile, die Beitragsmodalitäten, die Leistungsoptionen und die Auswirkungen auf ihre finanzielle Zukunft verstehen.

Was sind die wichtigsten Elemente der BVG-Reform, über die wir am 22. September abstimmen werden?

Die Reform zielt vor allem darauf ab, die Leistungen für Geringverdiener und Teilzeitbeschäftigte zu verbessern und die Finanzierung der zweiten Säule zu stärken. 

Eine der wichtigsten Änderungen ist die Senkung des Koordinationsabzugs, wodurch der beitragspflichtige Lohn von Geringverdienern erhöht wird und sie folglich mehr sparen können. Derzeit ist der Koordinationsabzug fix (CHF 25'725), was Geringverdiener und Teilzeitbeschäftigte stark benachteiligt. Die Reform schlägt vor, ihn auf 20 Prozent des AHV-Lohns anzupassen, was gerechter wäre und die Beiträge der betroffenen Versicherten erhöhen würde.

«Eine der wichtigsten Änderungen ist die Senkung des Koordinationsabzugs, wodurch der beitragspflichtige Lohn von Geringverdienern erhöht wird und sie folglich mehr sparen können.»

Die Sparbeiträge (Altersgutschriften) werden geglättet. Sie betragen heute je nach Altersklasse 7%, 10%, 15% und 18% und sollen neu zwischen 9%-14% betragen. Was hier als Senkung für die über 45-Jährigen wahrgenommen werden kann, soll durch die Änderung des Koordinationsabzugs kompensiert werden. 

Der Umwandlungssatz, der die Höhe der Rente auf der Grundlage des angesparten Kapitals bestimmt, wird von 6,8 % auf 6 % gesenkt. Dies mag ungünstig erscheinen, doch wird diese Senkung durch höhere Sparbeiträge ausgeglichen, die den künftigen Rentnern eine gleichwertige oder sogar höhere Rente sichern. Die Reform sieht für die Übergangsgeneration einen lebenslangen Rentenzuschlag vor, damit sie weiterhin in den Genuss der bisherigen Leistungen kommt. Voraussetzung dafür ist, dass das Referenzalter (derzeit 65 Jahre) innerhalb von 15 Jahren nach Inkrafttreten der Reform erreicht wird.

Über HOTELA

HOTELA ist seit über 75 Jahren in der ganzen Schweiz tätig und bietet Unternehmen aller Branchen die obligatorischen Sozialversicherungen - AHV, Familienzulagen, Krankentaggeld, Unfallversicherung - sowie die berufliche Vorsorge an. Eine massgeschneiderte Dienstleistung für das Outsourcing der Lohnbuchhaltung rundet das Angebot ab. HOTELA ist Mitglied des Schweizerischen Versicherungsverbandes.