Forum Assurances: «Altersvorsorge – Stunde der Wahrheit»
Das Forum Assurances, die Jahresveranstaltung des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV in der Romandie, brachte Privatversicherer mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum Thema Altersvorsorge zusammen. Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Reform AHV 21 und der laufenden Debatte zur BVG-Reform diskutierten die Teilnehmenden über die Zukunft der Renten und die Möglichkeiten, ihre Finanzierung nachhaltig zu sichern.
Die jährliche Veranstaltung des Branchenverbandes der Privatversicherer in der Romandie konnte für dieses abendfüllende Thema auf hochkarätige Referentinnen und Referenten zählen. Michèle Rodoni, CEO von Die Mobiliar und Mitglied des SVV-Vorstandes, die Genfer Nationalrätin Simone de Montmollin (FDP) und Brenda Duruz-McEvoy, Leiterin Sozialpolitik des Centre Patronal, legten ihre Standpunkte dar und diskutierten anschliessend mit Jérôme Cosandey, Westschweizer Direktor von Avenir Suisse.
Wie schaffen wir es, unsere Altersvorsorge nachhaltig auszugestalten? Wie kann das Dreisäulensystem an unsere alternde Gesellschaft und neue Arbeitsmodelle angepasst werden? Welche Lehren lassen sich aus den politischen Debatten ziehen, die die Kampagne zur AHV 21 belebt hat? Und zu guter Letzt: welche besonderen Herausforderungen gibt es in der Westschweiz?
Spannende Diskussionsrunde: Brenda Duruz-McEvoy, Leiterin Sozialpolitik Centre Patronal, Jérôme Cosandey Direktor Westschweiz Avenir Suisse, NR Simone de Montmollin, und Michèle Rodoni, CEO Die Mobiliar und Mitglied des SVV-Vorstandes (v.l.n.r).
In einem waren sich alle einig: Das Dreisäulensystem, das Rückgrat einer ausgewogenen Altersvorsorge, hat sich über Jahrzehnte hinweg bewährt und steht nach wie vor sehr gut da, nicht zuletzt im internationalen Vergleich. Die aktuelle Notwendigkeit, das System aufgrund der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung finanziell zu stabilisieren und anschliessend nachhaltig auszugestalten, ändert nichts an der Relevanz unseres vom Volk gewollten und immer wieder bestätigten Systems. «Es beruht auf einem guten Gleichgewicht zwischen Solidarität und individueller Verantwortung, es verteilt die Last und die Risiken zwischen der öffentlichen (AHV), der beruflichen (BVG) und der privaten (individuelle Vorsorge) Säule – und es sichert jeder Rentnerin und jedem Rentner in der Schweiz einen angemessenen Lebensstandard», sagte Michèle Rodoni in Lausanne.
Nachgefragt: Nathalie Randin im Gespräch mit Simone de Montmollin (rechts).
Für die Parlamentarierin Simone de Montmollin offenbarte die Debatte über die AHV 21 nicht nur den emotionalen Charakter der Diskussionen rund um die Vorsorge, sondern auch eine beunruhigende Tendenz einiger Aktivisten, demokratische Meinungsbildungsprozesse ungebührend zu behindern beziehungsweise zu beeinflussen. So wurden in der Abstimmungskampagne irreführende Behauptungen verbreitet und Ärger über den demokratisch herbeigeführten Volksentscheid zum Ausdruck gebracht. «Auch wenn es für einen gewissen linken Aktivismus schwer vorstellbar ist, bringen die bürgerlichen Parteien Vorschläge ein, die der gesamten Bevölkerung zugutekommen, auch den weniger Begünstigten. Wir setzen uns für ein besseres System für Frauen und Geringverdiener ein, wir wollen die Finanzierung unserer sozialen Einrichtungen dauerhaft sichern, um die Renten unserer Kinder zu gewährleisten. Es ist gefährlich und kontraproduktiv, die Wirtschaftsakteure – etwa die Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden – gegeneinander auszuspielen oder eine Polarisierung zwischen den Teilen der Gesellschaft herbeizuführen. Die Schweizer Bevölkerung unterstützt die Konsenskultur und das Gleichgewicht zwischen individueller Verantwortung und staatlicher Intervention, denn damit beginnt die Solidarität», sagte Simone de Montmollin.
«Wir setzen uns für ein besseres System für Frauen und Geringverdiener ein, wir wollen die Finanzierung unserer sozialen Einrichtungen dauerhaft sichern, um die Renten unserer Kinder zu gewährleisten.»
Die Vorsorgeexpertin Brenda Duruz-McEvoy betonte, wie wichtig es sei, das Vorsorgesystem besser zu kennen: «Eine kürzlich von Vita durchgeführte Studie zeigt, dass 49 Prozent der Menschen glauben, dass die BVG-Lohnabzüge einer Steuer entsprechen. Junge Menschen zu motivieren, sich für ihren Ruhestand zu interessieren und im Sinne ihrer Rente zu handeln, ist extrem schwierig und dennoch unerlässlich.» Jérôme Cosandey schloss sich dieser Feststellung an und ergänzte: «Die meisten Schweizerinnen und Schweizer beginnen erst im Alter von 50 Jahren, sich mit Vorsorgefragen zu befassen, sei es auf individueller Ebene oder bei der Ausübung ihrer Bürgerrechte. Das ist nicht nur spät, sondern führt auch zu einer Verzerrung zuungunsten der jüngeren Generationen in den politischen Prozessen.»
«Die meisten Schweizerinnen und Schweizer beginnen erst im Alter von 50 Jahren, sich mit Vorsorgefragen zu befassen, sei es auf individueller Ebene oder bei der Ausübung ihrer Bürgerrechte. Das ist nicht nur spät, sondern führt auch zu einer Verzerrung zuungunsten der jüngeren Generationen in den politischen Prozessen.»
Auch der SVV-Direktor Urs Arbter machte deutlich, dass die Altersvorsorge mittelfristig wieder nachhaltig auszugestalten sei. Mit Blick auf das Forum Assurances sagte er: «Die Qualität des Austauschs zeugt von einem starken Interesse, gemeinsam und vor allem auch konstruktiv auf dem Weg zu einer nachhaltigen Vorsorge vorankommen zu wollen. Die Romandie ist für uns Privatversicherer wie auch für einen starken Finanzplatz Schweiz von grosser Bedeutung. Ich freue mich darauf, unsere Stimme in der Westschweiz und unseren Dialog mit den Medien, der Politik und den Wirtschaftsorganisationen auf der französischsprachigen Seite der Saane weiter zu stärken.»