Si­che­rer Weg durch vo­la­ti­les Um­feld

Kontext

Als wichtiger Akteur im Schweizer Finanzsektor verwalten die Versicherer beachtliche Vermögensanlagen. Es sind Sicherheiten für ihre Versicherungsverpflichtungen. 

Am Ende fiel das Börsenjahr 2023 besser aus, als viele es vorhergesagt hatten. Im Vorfeld hatten globale Unsicherheiten ein anspruchsvolles Jahr erwarten lassen: Krieg in der Ukraine, schwache Konjunkturprognosen und eine spürbare Inflation. «Diese Unsicherheiten führten zu einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten», sagt Roger Faust. Der Chief Investment Officer der Allianz Suisse hält fest, dass unabhängig von diesen Entwicklungen die Ausrichtung der Kapitalanlagen darauf ausgerichtet ist, die Verpflichtungen aus dem Versicherungsgeschäft zu sichern.

 

«Eine konsequente Berücksichtigung von Nachhaltigkeit im Anlageprozess kann dazu beitragen, Risiken im Zusammenhang mit Umwelt­ und sozialen Faktoren zu mindern»

 

Es sind beachtliche Vermögensanlagen, die die Versicherer für ihre Kundinnen und Kunden verwalten. Sie machen die Privatassekuranz zu einem wichtigen Akteur im Finanzsektor. Wie bei den Versicherungsunternehmen insgesamt stammt auch bei der Allianz ein Grossteil dieser Gelder aus dem Lebensversicherungsgeschäft (Vollversicherungen und teilautonome Lösungen). Die Allianz Suisse verwaltet Anlagen aus der Vollversicherung, der zweiten Säule der Altersvorsorge, im Wert von über elf Milliarden Franken. Hinzu kommt etwa dieselbe Summe aus der dritten Säule und den Sachversicherungen zusammen. Diese Verbindlichkeiten gilt es sicherzustellen. Denn wer in Pension geht oder einen Schaden erleidet, will seine Ansprüche gesichert wissen. «Stark vereinfacht bedeutet dies, dass sehr langfristige Verbindlichkeiten durch Anlagen abgedeckt werden müssen, bei denen die Zahlungsströme mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eintreffen», sagt Roger Faust. Das ist eine grosse Verantwortung. Ein Punkt, der ihn persönlich anspricht: «Reizvoll ist für mich neben der Verantwortung auch die grosse Heterogenität der Mitarbeitenden, die bei uns arbeiten, in Bezug auf Ausbildung, Wissen, Erfahrung, Persönlichkeit und die internationale Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe.»

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Als wichtiger Aspekt hat sich in den vergangenen Jahren das Thema Nachhaltigkeit etabliert. Es gehe bei dieser um mehr als um gesellschaftliche Verantwortung, die die Allianz übernehme, sagt Roger Faust. Nachhaltigkeit sei Teil des Risikomanagements. «Eine konsequente Berücksichtigung von Nachhaltigkeit im Anlageprozess kann dazu beitragen, Risiken im Zusammenhang mit Umwelt­ und sozialen Faktoren zu mindern», sagt er. «Nachhaltigkeit ist bei der Allianz Suisse als integraler Bestandteil des Investmentprozesses verankert.» Um das Thema voranzubringen, ist die Allianz Gruppe als Gründungsmitglied bei der von den Vereinten Nationen initiierten Net Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) engagiert. Zudem ist die Allianz Suisse Gründungsmitglied der Klimastiftung Schweiz. Und der Schweizerische Versicherungsverband SVV berichtet jährlich in seinem Nachhaltigkeitsreport über die Entwicklung der Branche in der Schweiz.

 

Zur Deckung ihrer potenziellen langfristigen Zahlungsverpflichtungen von rund 498,5 Milliarden Franken verfügen die Versicherer über Kapitalanlagen von 539,8 Milliarden Franken. Damit sind sie ein bedeutender Investor.

 

Weil ihm gute Rahmenbedingungen für die gesamte Branche ein Anliegen sind, engagiert sich Roger Faust als Präsident der Kommission Anlagen im SVV. Der Austausch funktioniere gut, sagt er. Das schliesse unterschiedliche Sichtweisen ein. Bei vielen Themen gebe es aber ganz klar ein gleichgerichtetes Interesse, etwa bei Gesetzesrevisionen und deren Umsetzung. Aktuell beschäftigen die Versicherer die Auswirkungen der Revision der Aufsichtsverordnung AVO und die damit verbundenen Fragen. Roger Faust: «Das wird sich noch eine Weile hinziehen.»

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Auch die globalen Herausforderungen bleiben bestehen. Politische Unsicherheiten, Krisen und Kriege prägen das Jahr 2024. Die Folgen für die Anlagen nüchtern zu betrachten, fällt nicht immer leicht. Sie beschäftigen Roger Faust als Person. «Bei Ereignissen wie Kriegen, die mit viel menschlichem Leid und Unsicherheit verbunden sind, sollten nach meinem Erachten neben ethischen und moralischen Grundsätzen immer auch die Risiken berücksichtigt werden.» Ein striktes Trennen der beiden Aspekte empfindet er als schwierig und nicht angebracht. Er sagt: «Zum einen sollten ethische und moralische Grundsätze immer Vorrang haben, zum anderen sind wir auch der Öffentlichkeit gegenüber verpflichtet, als verantwortungsbewusster Investor zu handeln, der auch gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt.» 

Wachstum durch Effizienzgewinne

Zur Deckung ihrer potenziellen langfristigen Zahlungsverpflichtungen von rund 498,5 Milliarden Franken verfügen die Versicherer über Kapitalanlagen von 539,8 Milliarden Franken. Damit sind sie ein bedeutender Investor. Mit einer Wertschöpfung von rund 27 Milliarden Franken tragen sie rund 40 Prozent zur Wertschöpfung des Schweizer Finanzsektors bei. Die Versicherungswirtschaft ist ein Wachstumsmotor. Sie wächst vor allem durch Effizienzgewinne und das Wirtschaftswachstum an sich. Mit einer durchschnittlichen Wertschöpfung von 500'000 Franken pro Vollzeitstelle gehört sie zu den produktivsten Branchen der Schweiz.