In­fla­ti­on: ein zwei­schnei­di­ges Schwert für die Ver­si­che­rer

Fokus

Die Inflation und die Zinserhöhungen stellen die Versicherungsbranche vor Herausforderungen. Mit der richtigen Strategie und gutem Risikomanagement eröffnen sich aber auch Chancen auf der Anlageseite.

Nach jahrelanger rekordtiefer Inflation ist mittlerweile auch die Schweiz von steigenden Preisen betroffen. Seit dem 3. Quartal 2023 liegt die Inflation wieder im Zielband von 0 bis 2 Prozent, welches die Schweizer Nationalbank mit Preisstabilität gleichsetzt. Insbesondere für die Schadenversicherer haben die gestiegenen Preise unmittelbare Folgen: Die Teuerung lässt die Schadensummen höher ausfallen als ursprünglich berechnet. Entsprechend müssen zusätzliche Rückstellungen gebildet werden, um diesem Risiko zu begegnen. 

Kostensteigerungen nur langsam weitergegeben

Gleichzeitig können Versicherer die gestiegenen Ausgaben nicht unmittelbar auf der Einnahmenseite ausgleichen, da Prämien nur mit einer Zeitverzögerung angepasst werden können. Zudem besteht in vielen Sparten ein intensiver Wettbewerb. Kostensteigerungen können nicht ohne Folgen an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden. Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Anbietern hat dazu geführt, dass die Prämien für Sachversicherungen in den letzten Jahren tendenziell gesunken sind. Versicherungsprodukte kosteten gemäss dem Landesindex der Konsumentenpreise 2023 im Schnitt 0,3 Prozent weniger als noch im Vorjahr und 8.8 Prozent weniger als vor 10 Jahren. 

Exemplarisch sieht man diese Entwicklung bei den Motorfahrzeugversicherungen, die gegenüber 2014 um 17.9 Prozent gesunken sind. Über denselben Zeitraum nahmen die Preise für Fahrzeugersatzteile und Zubehör um 4.7 Prozent zu. Der Ersatz von Einrichtungsgegenständen und Bodenbelägen kostete letztes Jahr über 9 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Versicherer bekommen die Inflation also direkt zu spüren, wenn der Garagist wegen des teureren Ersatzteils eine höhere Rechnung stellt oder wenn der Ersatz eines Fensters nach einem starken Gewitter teurer wird 

Angesichts der steigenden Schadenkosten wird derzeit mit steigenden Prämien gerechnet. Der intensive Wettbewerb wird den Prämiensteigerungen allerdings auch künftig klare Schranken setzen.

Normalisierung der Zinsen grundsätzlich ein positives Zeichen

Der Inflation sind die Zentralbanken, wie auch die Schweizer Nationalbank (SNB), mit Erhöhungen der Leitzinssätze begegnet. Dadurch werden Kapitalaufnahmen und Investitionen teurer sowie Anreize zum Sparen geschaffen. Dies schwächt somit den Konsum und bremst die Inflation. 

Doch es gibt gute Nachrichten: Dank den höheren Zinsen erhält Geld endlich wieder einen Preis. Dies führt zu einer effizienteren Kapitalallokation und wird über die nächsten Jahre die Ertragsaussichten auf der Anlageseite verbessern. Doch kurz- bis mittelfristig sorgt der Zinsanstieg dafür, dass der Marktwert der Obligationen im Bestand sinkt. Das führt zu stillen Lasten in der Bilanz. 

Solvenzquote als Beweis für die Resilienz

Ein Blick in die Statistik zeigt aber, dass Schweizer Privatversicherer trotz grosser Herausforderungen solid aufgestellt sind. Dank gutem Risikomanagement ist die Solvenzquote – mit durchschnittlich 270 Prozent – aller Kapitalmarktwirren zum Trotz weiter hoch. Damit beweisen die Versicherer ein gutes Risikomanagement. Mit der richtigen Strategie können Versicherer gestärkt aus dieser Phase gehen.