Darf oder muss es ein bisschen mehr sein?
Der Nutzen von Zusatzversicherungen wird immer wieder diskutiert. Professor Thomas D. Szucs, Verwaltungsratspräsident der Helsana-Gruppe, erläutert, warum sie sich grosser Beliebtheit erfreuen und weshalb Zusatzversicherungen für das Schweizer Gesundheitssystem wichtig sind.
Zusatzversicherungen – haben sie eine Zukunft? Immerhin verfügt die Schweiz über eine solide obligatorische Grundversicherung, deren Leistungskatalog laufend ausgebaut wird. Auch in der Hotellerie entwickeln sich die Standards laufend weiter. Spitalneubauten verfügen heute beispielsweise oft nur noch über Zwei- oder Einbettzimmer – lange Zeit eines der Aushängeschilder der Spitalzusatzversicherung. Dennoch erfreut sie sich grosser Beliebtheit.
Zusatzversicherungen ermöglichen eine moderne, innovative Medizin und optimieren das gesamte Gesundheitssystem.
Die Zahl der Zusatzversicherten ist in den vergangenen Jahren sogar weiter gestiegen. Auch wenn dabei nicht mehr die klassische Privat- oder Halbprivatversicherung im Vordergrund steht, sondern zunehmend flexible Versicherungsmodelle: Das Bedürfnis nach einer individuellen Gesundheitsvorsorge, die über die obligatorische Grundversicherung hinausgeht, ist ungebrochen.
Modulare Ergänzungen entsprechen Bedürfnis
Flexibilität ist ein wichtiges Element des zusätzlichen Bedürfnisses. Denn egal wie gut der Standard noch werden wird: Die Sicherheit zu haben, im Zweifelsfall ein «Upgrade» machen oder zum Spezialisten des Vertrauens wechseln zu können, ist vielen wichtig. Gleiches gilt für die Möglichkeiten, die sich aus einer erleichterten Terminvergabe oder einem schnelleren Zugang zu elektiven Behandlungen ergeben.
Auch modulare Ergänzungen des obligatorischen Leistungskatalogs entsprechen dem Bedürfnis, das persönliche Risikoempfinden besser abzubilden und das Wohlbefinden zu steigern. Zum Beispiel mit Zusatzversicherungen für Zahnbehandlungen, Mutterschaftsleistungen, genetische Abklärungen oder Komplementärmedizin-, Präventions- und Kursangebote. Auch die Möglichkeit, Zweitmeinungen einzuholen oder Leistungen im Ausland in Anspruch nehmen zu können, ist eine wichtige Ergänzung.
Zusatzversicherungen sind Innovationstreiber
Zusatzversicherungen decken auch den Bedarf an innovativen Gesundheitsleistungen. Sie finanzieren neuartige Behandlungen, bevor diese in die obligatorische Grundversicherung aufgenommen werden. Solche Leistungen werden dank den Zusatzversicherungen versicherbar, was die Leistungsanbieter anspornt, in deren Entwicklung zu investieren. Ich denke hier beispielsweise an das grosse Feld der personalisierten Medizin, das weiter an Bedeutung gewinnen wird. Zusatzversicherungen ermöglichen letztlich eine moderne, innovative Medizin und optimieren das gesamte Gesundheitssystem.
Gesundheitsleistungen versicherbar machen
Auch im Bereich der Telemedizin und digitalen Anwendungen besteht ein grosses Innovationspotenzial, das über die obligatorische Grundversicherung hinausgeht. Technische Innovationen wie digitale Erstkonsultationen, Online-Selbsttests oder gar digitale Therapien entsprechen dem Bedürfnis der Kundinnen und Kunden nach mehr Flexibilität und senken die Gesundheitskosten. Zusatzversicherungen ermöglichen es, dem individuellen Schutzbedürfnis in der Krankenversicherung gerecht zu werden. Sie machen neue Gesundheitsleistungen versicherbar und leisten damit einen wichtigen Beitrag, das Schweizer Gesundheitssystem modern und effizient zu gestalten. Zusatzversicherungen ergänzen damit die Grundversicherung sinnvoll.
Die Zahl der Zusatzversicherten ist in den vergangenen Jahren weiter gestiegen.
Der unternehmerische Gestaltungsspielraum im Versicherungsvertragsgesetz (VVG) ermöglicht es den Versicherern, diese Potenziale mit geeigneten und innovativen Angeboten wettbewerbsorientiert auszuschöpfen. Damit werden sie auch in Zukunft massgeblich dazu beitragen, dass das Schweizer Gesundheitswesen bezüglich Qualität und Komfort einen Spitzenplatz einnimmt.