Nach­hal­tig in­ves­tie­ren wirkt, aber wie?

Gunthard Niederbäumer, Leiter Schaden- und Rückversicherung

Ich freue mich, dass Sie sich heute Nachmittag mit den Fragen im Zusammenhang mit dem nachhaltigen Finanzmarkt auseinander setzten wollen. In der Diskussion rund um den Klimawandel hat dieses Thema in der Finanzindustrie und insbesondere in der Versicherung im letzten Jahr massiv an Fahrt aufgenommen. Musste ich vor ein bis zwei Jahren oft noch erklären, warum es auch für uns Versicherer wichtig ist, dass wir uns mit den Fragen rund um den Klimawandel beschäftigen müssen, ist es heute eine Selbstverständlichkeit und in den meisten Gesellschaften ganz oben auf der Agenda.

Sehen wir uns mal ein paar Schlüsselereignisse der letzten Jahre an. Am 12. Dezember 2015 wurde das Abkommen von Paris abgeschlossen. Dies nach vielen Jahren der Verhandlungen. Es verlangt neben vielen anderen Massnahmen auch, dass die Finanzflüsse in Einklang gebracht werden mit einem Weg hin zu einer hinsichtlich der Treibhausgase emissionsarmen und gegenüber Klimaänderungen widerstandsfähigen Entwicklung. Im Frühling 2019 ist die Finma dem Network for Greening the Financial System (NGFS) beigetreten – einem Netzwerk der Aufsichtsbehörden, die sich für eine Berücksichtigung von Umwelt- und Klimarisiken im Finanzsektor einsetzten.

In der aktuell im Parlament laufende Diskussion um das neue CO₂-Gesetz rückt die Finanzindustrie mit jeder Runde mehr in den Fokus. So verlangt die vorbereitende Kommission des Ständerats in einer vor ein paar Tagen veröffentlichten Medienmitteilung ein Massnahmenpaket für die Schweizer Klimapolitik, das unter anderem auch eine klimaverträgliche Ausrichtung der Finanzmittelflüsse umfasst.

Es gibt somit viele Gründe, um uns als Vertreterinnen und Vertreter der Finanzindustrie über mögliche Wege zur Erfüllung unseres Auftrages zu unterhalten und unsere Lösungsansätze von den Behörden und der Zivilgesellschaften kritisch hinterfragen zu lassen. Dazu ist es wichtig, dass wir auch ein vertieftes Verständnis über die Funktion und Wirkung von Interventionen im Finanzmarkt besitzen. Dazu soll die Veranstaltung heute Nachmittag dienen.

Letztes Jahr haben wir uns hier im Innovationsforum mit der Frage beschäftigt, ob die Renditen bei nachhaltigen Anlagen gleich hoch sind wie bei konventionellen Anlagen. Unser Ziel war es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufzuzeigen, dass ein Umstieg auf nachhaltige Anlagen zu keiner Ertragseinbusse führen muss. Professor Timo Busch von der Universität Hamburg konnte mit seinen Forschungsergebnissen überzeugend aufzeigen, dass dies heute problemlos möglich ist. Die Vertreter aus der Praxis, Yvonne Suter von der CS und Dr. Gerhard Wagner von der Zürcher Kantonalbank zeigten auf, dass dies nicht nur in der Theorie so ist. Ihre Erfahrungen im Alltag zeigen, dass nachhaltige Investitionen eine vergleichbare Rendite erwirtschaften wie konventionelle Investitionen. Sie wiesen weiter darauf hin, dass der Bedarf an nachhaltigen Finanzprodukten auch bei ihren Kunden stark zunimmt.

Zurück im Büro, voller Eindrücke von der Veranstaltung, verbreitete ich meine Erkenntnisse. Einige kritische Kollegen sagten mir dann: «Ja, das glauben wir Dir ja. Aber bewirkt der Umstieg auf nachhaltige Unternehmen aber auch etwas? Verzichte ich auf den Kauf einer Aktie von einem Unternehmen, das nicht nachhaltig ist, kauft halt ein anderer Investor diese Aktie, dem das Klima egal ist. Und damit verbessert sich das Klima schlussendlich gar nicht. Damit beruhigt man nur das eigene Gewissen». Eine überzeugende Entgegnung ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen.

Damit es Ihnen nicht auch so geht, haben wir uns bei der Vorbereitung dieses Nachmittags darauf geeinigt, heute dieser Frage nachzugehen. Welche Wirkung auf die Umwelt hat der Umstieg auf nachhaltige Finanzanlagen. Soviel kann ich schon verraten. Es hat einen Impakt. Ich freue mich nun auf die Vorträge und die folgende Diskussion.

Weitere Informationen zum Swiss Green Economy Symposium