Datensicherheit beim «Internet of Things» entscheidend
Technologische Entwicklungen bergen neue Risiken. Hubert Bär, Rechtsanwalt und Leiter Haftpflichtversicherung und Schadenmanagement im Schweizerischen Versicherungsverband SVV, erläutert die Bedeutung dieser Themen für Versicherer – und weshalb «Emerging Risks» uns alle betreffen.
Herr Bär, was versteht man unter «Emerging Risk» und weshalb sind diese für Versicherungsgesellschaften von Bedeutung?
Hubert Bär: Früher reichte es, wenn Versicherungsunternehmen aus den Erfahrungen der Vergangenheit Berechnungen für die Zukunft ableiteten. Man weiss zum Beispiel wie viele Autounfälle mit welchen Fahrzeugen jährlich geschehen – und wie viel sie durchschnittlich kosten. Mit diesem Wissen ist es relativ einfach, den Schadenaufwand und die Kosten für die Zukunft zu berechnen. Schwierig wird es, wenn unbekannte Risiken mitversichert werden, die noch zu keinen Schäden führen, aber in Verdacht stehen, in Zukunft hohe Kosten zu verursachen. Diese Risiken nennen die Versicherer «Emerging Risks».
In den vergangenen Jahren orteten wir unter anderem die Themen «Schutz unserer Umwelt», Gentechnologie oder Nanotechnologie sowie das «Internet of Things».
Hubert Bär, Leiter Haftpflichtversicherung und Schadenmanagement beim Schweizerischen Versicherungsverband SVV
Das sind ganz unterschiedliche Themen. Wie bleibt der Versicherungsverband am Puls der Zeit und stellt sicher, neue Risiken rechtzeitig zu identifizieren?
Wir begleiten «Emerging Risks» je nach Sachthema in verschiedenen Ressorts. Im Bereich Schadenversicherung Haftpflicht ist die besondere Herausforderung, dass Versicherungsverträge generell die «Haftung gemäss gesetzlicher Bestimmungen» im Sinne einer Generalklausel decken. Damit ist auch das unbekannte zukünftige Risiko grundsätzlich versichert, wenn eine gesetzliche Haftpflicht besteht. Deswegen kümmert sich die Arbeitsgruppe «Emerging Risks» der Fachkommission Haftpflicht seit einigen Jahren darum, einen Katalog der wichtigsten Risiken aktuell zu halten.
Muss mich das als Privatperson auch interessieren?
Selbstverständlich. Betroffen von den Risiken sind in erster Linie die Konsumentinnen und Konsumenten. Versicherungsunternehmen decken ja nur die finanzielle Tragbarkeit solcher Risiken für die versicherten Individuen ab, sie verhindern diese nicht. Prävention, also Verhinderung eines Schadenfalls, darf nicht mit dem Tragen der Schadenfolgen verwechselt werden. Jedermann sollte seinen Umgang mit Risiken also selber analysieren und entsprechende Schutzmassnahmen ergreifen.
Was halten Sie persönlich für das wichtigste neuartige Risiko der nächsten Jahre?
Ich bin nur Anwalt und verfüge weder über eine Kristallkugel noch sonstige hellseherische Fähigkeiten. Spannend wird es sein, die Entwicklung des «Internet of Things» zu verfolgen. Auf diesem Gebiet geht die Entwicklung rasant voran. Etwas hinterher hinkt hier die IT-Sicherheit bei vernetzen Sachen. Hier wird vermehrt Sicherheit für Daten, Datenflüsse und Absicherung der Endgeräte benötigt. Sobald Maschinen, Geräte, Autos und vieles mehr im Internet miteinander verbunden werden, entsteht eine Eintrittspforte zu jedem Endgerät. Da besteht Manipulationsgefahr, sofern die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Versicherer werden auch hier den Schadenfall übernehmen. Vorausgesetzt wird aber «safety by design and processing».