Rechts­schutz wird im­mer wich­ti­ger

Kontext

Aufgrund der Pandemie haben die Schweizer Rechtsschutzversicherer besonders viel zu tun – denn die neue Situation verursacht immer wieder Konflikte und Klärungsbedarf.

Im Coronajahr 2020 wurde vieles in Frage gestellt, was vorher selbstverständlich schien – zum Beispiel die Hochzeit mit Familie und Freunden, die langersehnte Urlaubsreise, das Essen im Restaurant oder das gemeinsame Arbeiten im Büro. Die Massnahmen des Bundes zur Bekämpfung der Coronapandemie führten nicht nur zu persönlichen Einschränkungen im Alltag, sondern auch zu massiven Umsatzeinbrüchen für viele Schweizer Firmen. 

Neue Spielregeln 

In dieser Situation der Unsicherheit, latenten Bedrohung und schlechten Planbarkeit haben die Schweizer Rechtsschutzversicherer eine wichtige Aufgabe übernommen: Denn wenn sich die Rahmenbedingungen plötzlich ändern, müssen auch die Spielregeln des Zusammenlebens neu ausgehandelt werden – privat und im Geschäftsleben. 

15 bis 20 Prozent mehr Rechtsschutzfälle 

Auch während der Pandemie haben die Rechtsschutzversicherungen der breiten Bevölkerung einen einfachen Zugang zum Rechtssystem ermöglicht. Die Rechtsfälle und Rechtsberatungen stiegen im Jahr 2020 deutlich an: insgesamt um 15 Prozent, im Bereich des Privatrechtsschutzes sogar um knapp 20 Prozent. Viele Versicherte nutzten auch die telefonische Rechtsberatung. Diese ging oft über eine reine rechtliche Beratung hinaus und wurde zur «Seelsorge» in Zeiten der Isolation. 

Drei Rechtsgebiete waren besonders betroffen: Beim Arbeitsrecht ging es oft um Fragen zu Kurzarbeit, Ferienbezug oder zur Kündigung. Die zahlreichen Konflikte zu den Themen Reisen und Veranstaltungen zählten zum Themenkreis des Vertragsrechts und beim Mietrecht waren vor allem Unternehmen betroffen, die wegen Umsatzausfall ihre Miete nicht mehr zahlen konnten. 

Arbeitsrecht in Coronazeiten 

Viele Rechtsschutzfälle aus dem Arbeitsrecht betrafen Mitarbeitende, die während der Kurzarbeit eine Kündigung erhielten – und dann gemeinsam mit dem Rechtsschutzversicherer bessere Konditionen erwirken konnten. Andere Konfliktfälle ergaben sich, weil Elternteile ihre Kinder daheim betreuen mussten oder weil Angehörige einer Risikogruppe eine Ansteckung am Arbeitsplatz fürchteten. 

Fälle aus dem Reiserecht 

Beim Thema Reiserecht konnten die Rechtsschutzversicherer vielen Kunden helfen, die nach einer abgesagten Pauschalreise lediglich einen Gutschein erhalten hatten. Dabei ist in solchen Situationen gemäss Pauschalreisegesetz eine Rückzahlung geschuldet. Anderen Versicherten wurde z. B. der Einstieg ins Flugzeug verweigert oder sie konnten ihre Reisen wegen Quarantänebestimmungen nicht antreten. Auch bei Konflikten mit Reiseversicherungen konnten die Rechtsschutzversicherer oft erfolgreich vermitteln. 

Konflikte rund ums Mietrecht 

Zahlreiche KMU hatten wegen der Pandemie Probleme, ihre Mieten zu zahlen und mussten eine Lösung mit ihren Vermietern suchen. Ihre Betriebsrechtsschutzversicherung informierte die Betroffenen über ihre Möglichkeiten im Rahmen des Covid-19-Geschäftsmietegesetzes, unterstützte sie bei den Verhandlungen, prüfte Stundungsvereinbarungen aus rechtlicher Sicht oder intervenierte, falls die Vermieter sich nicht auf Reduktionen und Stundungen einlassen wollten. 

Die Covid-19-Pandemie wird hoffentlich bald ihren Schrecken verlieren. Eine Rechtsschutzversicherung bleibt jedoch wichtig – denn die Welt wird sich weiter zunehmend schnell verändern und uns vor neue Herausforderungen stellen.