ASA Ti­ci­no: Zwei Ver­an­stal­tun­gen im Jahr 2024 im Fo­kus

Im Kanton Tessin ist die Versicherungswirtschaft nicht nur ein Pfeiler der Wirtschaft, sondern auch ein Motor des regionalen Wachstums. Eine Studie von BAK Economics aus dem Jahr 2021 zeigt, dass die Branche über 611 Millionen Franken zum BIP des Kantons beiträgt und mehr als 1'200 Vollzeitangestellte sowie 900 Versicherungsmakler beschäftigt. Die Tessiner Sektion des SVV vertritt die Interessen der Branche auf regionaler Ebene und setzt sich für deren Förderung in einem wettbewerbsorientierten und dynamischen wirtschaftlichen Umfeld ein.

Im Laufe des Jahres prägten zwei Veranstaltungen den Kalender des Verbandes: Die Jahresveranstaltung «InsurTalk Ticino», die den Herausforderungen der Digitalisierung gewidmet war, und das «Annual Forum Assicurazioni» des Centro Studi Villa Negroni, das sich mit der Entwicklung der regulatorischen Landschaft auseinandersetzte.

Der diesjährige «InsurTalk Ticino», der im Mai in Lugano stattfand, brachte Experten und Vertreter der Branche zusammen, um über ein Thema zu diskutieren, das zunehmend an Bedeutung gewinnt: Die mit der Digitalisierung verbundenen Risiken. Cyberangriffe, Desinformation und die Herausforderungen durch generative künstliche Intelligenz gehören zu den aufkommenden Sorgen.

Der Journalist, Universitätsdozent und ehemalige Präsident des italienischen Fernsehsenders RAI, Marcello Foa eröffnete die Debatte, indem er die Auswirkungen von Desinformation und Fake News hervorhob: «Die Themen Desinformation und Fake News sind besorgniserregend und müssen unter Wahrung der Meinungsfreiheit angegangen werden. Wir müssen uns bewusst sein, dass das Problem der Online-Desinformation viele Länder betrifft und eines der Instrumente ist, mit denen nationale und internationale Agenden vorangetrieben werden.»

Auch der Sicherheitsexperte Alessandro Trivilini warnte vor den wachsenden Gefahren der künstlichen Intelligenz: «Generative künstliche Intelligenz gibt dem organisierten Verbrechen neue Werkzeuge für Cyberangriffe an die Hand. Dank immer ausgereifterer Phishing-Techniken können Kriminelle beispielsweise mit gefälschten, aber sehr glaubwürdigen Nachrichten die Erfolgswahrscheinlichkeit ihrer Betrügereien erhöhen.» Für Trivilini liegt die Lösung in der Aufklärung und Sensibilisierung: «Angesichts der Entwicklung der generativen künstlichen Intelligenz, bei der es immer schwieriger wird, zwischen wahr und falsch zu unterscheiden, ist es sinnvoll, in die Entwicklung des kritischen Denkens zu investieren.»

Gabor Jaimes, Cyberexperte beim SVV, erläuterte die Sichtweise der Versicherer: «Die zunehmende Digitalisierung bedeutet für Versicherer wie für Unternehmen und Privatpersonen auch eine erhöhte Anfälligkeit für Cyberangriffe. Die Privatversicherer investieren nicht nur in die Cybersicherheit des Finanz- und Versicherungsplatzes Schweiz, sondern unterstützen auch die Versicherten in ihren Präventionsbemühungen. Cyberversicherungen, die in den letzten Jahren immer beliebter geworden sind, können zwar gewisse Schäden abdecken, aber Risikobewusstsein und Präventionsmassnahmen sowie eine gewissenhafte Wachsamkeit sind entscheidend, um diesen Risiken souveräner begegnen zu können.»

Das 14. Annual Forum Assicurazioni, das im November vom Centro Studi Villa Negroni organisiert wurde, konzentrierte sich auf das Inkrafttreten der Änderungen des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) und deren Auswirkungen auf die Versicherungsvermittlung. Das Forum bot eine Plattform, um die Änderungen, die sich auf die Versicherungsbranche auswirken werden, und die Mindeststandards für die Zertifizierung und Neuzertifizierung von Vermittlern zu diskutieren.

Während der Veranstaltung diskutierten Vertreter der Finanzmarktaufsicht FINMA, der Vereinigung für die Ausbildung von Versicherungsfachleuten VBV und der Branche - Versicherer und Versicherungsbroker - über die Änderungen, die mit der revidierten Regulierung eingeführt wurden. Der Präsident der Tessiner Sektion des SVV, Samuele Donnini, unterstrich die Bedeutung der Weiterbildung: «Versicherungsvermittler sind in der Regel die erste Anlaufstelle für Versicherungskundinnen und -kunden, sei es für eine Lebens-, eine Auto- oder eine Haftpflichtversicherung. Sie müssen daher über eine hohe Fachkompetenz verfügen, um ihre Kundinnen und Kunden optimal beraten zu können.» Eine solide Aus- und Weiterbildung der Versicherungsberaterinnen und -berater ist dafür unerlässlich.

Donnini bekräftigte auch, dass die Branche trotz der Komplexität der Regulierung bereit sei, sich den Herausforderungen zu stellen: «Die Versicherer müssen intern klären, wann Mitarbeitende als Vermittler gelten und wie sie die vielen von den regulatorischen Anforderungen betroffenen Mitarbeitenden innerhalb anspruchsvoller Fristen schulen und zertifizieren können. Wir schrecken nicht vor der Komplexität zurück, sondern gehen diese Aufgaben pragmatisch an. Obwohl die gebundenen Vermittler nicht im FINMA-Register eingetragen sind, gibt es für uns Versicherer zahlreiche Anforderungen, die uns in hohem Tempo beschäftigen. Letztlich dient dies aber der Qualität und Professionalität der Kundenberatung und damit dem guten Ruf, der Kundenzufriedenheit und dem Vertrauen in unsere Branche, die wir alle vertreten.»

Mit Blick auf die Zukunft wird die Branche weiterhin in Ausbildung, Innovation und Prävention investieren, um ihre strategische Rolle für die wirtschaftliche Resilienz und das Vertrauen der Kunden wahrzunehmen. Die Tessiner Sektion des SVV bleibt ein Bezugspunkt für die Anliegen der Versicherungswirtschaft und fördert eine Vision, die Stabilität, Professionalität und Anpassungsfähigkeit an die globalen Veränderungen vereint.