BAK Studie 2022: Volkswirtschaftliche Bedeutung des Schweizer Finanzsektors
Der Finanzsektor zählte auch im Jahr 2021 zu den wichtigsten Stützen der Schweizer Wirtschaft. Entlang der gesamten Wertschöpfungsketten der Versicherer und Banken mit ihren 230'600 Vollzeitstellen resultierte eine Bruttowertschöpfung von 66,7 Milliarden Franken. Auf die Versicherer entfielen davon rund 40 Prozent. Die von BAK Economics erhobene Bedeutungsstudie zeigt damit, dass der Finanzsektor auch 2021 zu den produktivsten Branchen der Schweizer Wirtschaft gehört.
Die Unternehmen des Finanzsektors erbringen eine Vielzahl von Dienstleistungen wie zum Beispiel die Risikoabsicherung und die Geldversorgung für Privatpersonen und Unternehmen, was für eine funktionierende Volkswirtschaft unerlässlich ist. Im Jahr 2021 erwirtschafteten die 230’600 Beschäftigten der Versicherer und Banken eine Bruttowertschöpfung in der Höhe von 66,7 Milliarden Franken. Damit waren dem Finanzsektor direkt 5,5 Prozent der Arbeitsplätze in der Schweiz zuzurechnen. In Bezug auf die Bruttowertschöpfung liegt der Anteil an der Gesamtwirtschaft mit 9,4 Prozent deutlich höher, was auf die überdurchschnittlich hohe Arbeitsplatzproduktivität zurückzuführen ist. Durch die direkte Besteuerung von Arbeitnehmereinkommen und Gewinnen im Finanzsektor verbuchten Bund, Kantone und Gemeinden Fiskalerträge in der Höhe von 9,7 Milliarden Franken. Das entspricht 9,7 Prozent des Steueraufkommens in der Schweiz, das sich durch die direkte Besteuerung von natürlichen und juristischen Personen ergibt.
Abb. 1: Anteil der Finanzbranche an der Gesamtwirtschaft
Impulsgeber für andere Branchen
Aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtung profitieren auch Unternehmen aus anderen Branchen von den Tätigkeiten der Versicherer und Banken. So führt die Vorleistungsnachfrage – zum Beispiel nach IT- oder Beratungsdienstleistungen – zu Aufträgen für Unternehmen entlang der gesamten vorgelagerten Wertschöpfungskette. Zudem profitieren insbesondere der Handel und das Gewerbe von den Konsumausgaben der Beschäftigten im Finanzbereich. Unter Berücksichtigung solcher Effekte entstand im Finanzsektor 2021 eine zusätzliche Bruttowertschöpfung von 25,9 Milliarden Franken. Insgesamt waren damit 92,6 Milliarden Franken oder mehr als jeder achte Wertschöpfungsfranken mit Aktivitäten des Finanzsektors verbunden.
Durch diese Multiplikatoreffekte ergeben sich pro 100 Arbeitsplätze im Finanzsektor 83 zusätzliche Stellen in anderen Schweizer Branchen. Total sind somit insgesamt mehr als 422’000 Arbeitsplätze der Schweizer Wirtschaft auf die Tätigkeiten im Finanzsektor zurückzuführen.
Im Weiteren sind mit dem Finanzsektor substanzielle Fiskalerträge der öffentlichen Hand verbunden. Die von Bund, Kantonen und Gemeinden erhobenen Steuern, die direkt oder indirekt mit dem Finanzsektor verbunden waren, beliefen sich inklusive der finanzmarktbezogenen Steuern 2021 auf geschätzte 19,9 Milliarden Franken. Das entspricht mehr als 13 Prozent der gesamten Fiskalerträge der Schweiz.
Abb. 2: Direkte und indirekte volkswirtschaftliche Effekte des Finanzsektors 2021
Gestiegene Anforderungen an den Bildungsstand
Speziell im Fokus standen in der jüngsten Bedeutungsstudie der Schweizer Finanzwirtschaft die Fachkräfte der Branche. Deren Bildungsniveau ist im Vergleich zu anderen Branchen überdurchschnittlich hoch: Im Jahr 2021 verfügten sechs von zehn Beschäftigten im Finanzsektor über einen Hochschulabschluss. In den übrigen Branchen der Schweizer Wirtschaft lag dieser Anteil mit 42 Prozent deutlich tiefer. Zu berücksichtigen gilt es, dass zwischen 2011 und 2021 der Anteil der Beschäftigten mit einer tertiären Bildung in der Schweiz generell markant zugenommen hat.
Der (internationale) Wettbewerb um Arbeitskräfte macht die Rekrutierung von Fachleuten mit einem Hochschulabschluss allerdings herausfordernd. Im Schnitt fällt es Unternehmen im Finanzsektor jedoch leichter, ihre offenen Stellen zu besetzen, als jenen Unternehmen im übrigen Dienstleistungssektor oder in der Industrie.
Abb. 3: Fachkräfte im Finanzsektor
Einfluss gegenläufiger Tendenzen auf Wachstumsprognose
Im laufenden Jahr 2022 ist die Konjunktur von gegenläufigen Entwicklungen geprägt: der Aufhebung von Pandemiemassnahmen, dem Ukraine-Krieg, der Inflation und Problemen mit den globalen Lieferketten. Aufgrund stark wirkender Nachholeffekte wächst die Schweizer Wirtschaft 2022 (2,1 Prozent) insgesamt überdurchschnittlich. Für 2023 wird unter anderem wegen der Energieknappheit und aufgrund von Kaufkraftverlusten mit einer stagnierenden Entwicklung (0,2 Prozent) gerechnet.
BAK Economics prognostiziert, dass die Schweizer Versicherer trotz inflationsbedingter höherer Schadenzahlungen einen stabilen Wertschöpfungszuwachs verzeichnen werden – und erwartet für die Jahre 2022 und 2023 ein stabiles Wachstum von je 1,4 Prozent. In den folgenden Jahren bis 2027 wird damit gerechnet, dass sich die Versicherer dank des allgemeinen Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums auch weiterhin als Wachstumstreiber erweisen werden und gehen von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 2,1 Prozent aus.
Über die Studie
Die von BAK Economics erhobene Bedeutungsstudie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Schweizer Finanzsektors erscheint jährlich jeweils im November. Sie entsteht im Auftrag des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV und der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg). Im Fokus stehen die wichtigsten Kennzahlen zur Finanzbranche wie die Wertschöpfung, die Arbeitsplätze und das Steueraufkommen.