Öffentlich zugängliche Crashtest-Datenbank weiter aktualisiert
Seit über zwanzig Jahren führt die Arbeitsgruppe Personenschaden und Reintegration des SVV Crashtests durch. Die daraus hervorgehenden Erkenntnisse werden in einer Crashtest-Datenbank gesammelt und dienen Unfallanalytikern und Biomechanikern zur besseren Beurteilung der Verletzungsfolgen nach einem Unfall. Weil die Crashtest-Datenbank öffentlich zugänglich ist und somit auch freiberuflich tätigen Experten zur Verfügung steht, wird im Interesse aller Betroffenen die Qualität der Gutachten erhöht.
2021 waren in der Schweiz rund 6,3 Millionen motorisierte Strassenfahrzeuge immatrikuliert. Verglichen mit dem Jahr 2000 entspricht dies einer Zunahme von 38%. Trotz wachsenden Verkehrs ist die Anzahl der auf Schweizer Strassen getöteten und schwer verletzten Personen in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. Die Gründe dafür sind sowohl technischer als auch rechtlicher und erzieherischer Natur. 2021 kam es auf Schweizer Strassen zu insgesamt 17436 Unfällen mit Personenschaden. Dabei wurden 200 Menschen getötet sowie 3933 schwer und 16601 leicht verletzt.
Die Crashtests bilden den unerlässlichen ersten Baustein zu einer umfassenden Beurteilung der Verletzungsfolgen eines Unfalls.
Öffentlich zugängliche Crashtest-Datenbank
Die Arbeitsgruppe Personenschaden und Reintegration des SVV beschäftigt sich mit Verletzungsbildern nach Auffahrunfällen und lässt regelmässig Crashtests durchführen, um die Fahrzeugsteifigkeiten und die Belastung auf die Insassen zu untersuchen. Die Erkenntnisse aus den Tests werden anschliessend genau analysiert und einheitlich aufbereitet in einer Datenbank gesammelt. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für Unfallmechanik (AGU), Unfall- und Haftpflichtversicherern sowie dem Dynamic Test Center in Vauffelin konnte somit in den letzten zwanzig Jahren eine qualitativ hochwertige Crash-Datenbank mit insgesamt 261 Datensätzen aufgebaut werden. Sie dient Unfallanalytikern und Biomechanikerinnen zur besseren Analyse von Unfallfolgen. Diese sind allein aus medizinischer Sicht oftmals schwierig zu beurteilen, weil die Informationen zur Dynamik einer Kollision und somit auch zur Belastung der Insassen fehlen. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass die Crashtests hilfreiche Erkenntnisse zur Rekonstruktion der Fahrzeuginsassenbelastungen bei Heckkollisionen im niedrigen Geschwindigkeitsbereich liefern.
Analyse nach dem Crash: die Arbeitsgruppe Personenschaden und Reintegration begutachtet die Schäden an den Unfallwagen.
Gutachten mit Nutzen für alle Betroffenen
Die Crashtests bilden somit den unerlässlichen ersten Baustein zu einer umfassenden Beurteilung der Verletzungsfolgen eines Unfalls. Daten aus sogenannten Crash-Recordern sind zurzeit noch selten verfügbar. Realistische Aussagen zu den Unfallfolgen lassen sich daher am besten aus einem Vergleich der Crashtest-Resultate mit den tatsächlich aufgetretenen Beschädigungen ableiten. Weil die gewonnenen Daten öffentlich sind und somit auch freiberuflich tätigen Biomechanikern zur Verfügung stehen, wird im Interesse aller Betroffenen, also der Verunfallten sowie der Versicherungen, die Gutachtenqualität stetig erhöht. Zudem werden Hersteller und die Öffentlichkeit zunehmend sensibilisiert und auf bestimmte Problemstellungen hingewiesen. Die Arbeitsgruppe leistet somit einen Beitrag zur Schadenminderung. Dies trägt wiederum zur Reduktion der Anzahl Verletzten durch Unfälle im Strassenverkehr bei.
Crashtest-Dummys im Auto: die lebensgrossen Puppen sind mit zahlreichen Sensoren und Messgeräten ausgestattet, um die Auswirkungen der Kollisionen auf den menschlichen Körper besser zu verstehen.
Neue Modelle bringen Herausforderungen
Im Jahr 2021 wurden rund 350000 Fahrzeuge neu in Verkehr gesetzt, viele davon Neuwagen mit angepassten Konstruktions-Eigenschaften oder alternativen Antrieben. Damit die Crash-Datenbank aktuell und nützlich bleibt, führt der SVV jedes Jahr neue Crash-Tests mit häufig verkauften Modellen durch, da bei diesen die Wahrscheinlichkeit, in Kollisionen verwickelt zu werden, am grössten ist. So werden aktuelle Datensätze generiert, die die technologischen Entwicklungen berücksichtigen. Zukünftig wird es auch immer wichtiger werden, dem erhöhten Gefahrenpotenzial beispielsweise durch Batterien in Elektrofahrzeugen Rechnung zu tragen. Angesichts dieser Herausforderungen wird der SVV auch künftig die Aktualität der Crashtest-Datenbank unterstützen und somit zur Verbesserung von Unfallgutachten beitragen.
Die Crashtest-Datenbank der AGU Zürich
Die Crashtest-Datenbank der AGU Zürich beinhaltet eine Zusammenstellung von Crashtests, in denen Heck- und Frontalkollisionen im niedrigen Geschwindigkeitsbereich durchgeführt werden. Um einen bestimmten Crash-Test finden zu können, sind verschiedene Suchoptionen wählbar (z.B. nach Fahrzeugmarke, Fahrzeugtyp, Kollisionsgeschwindigkeit oder Kollisionsart). Die Verwendung der Crashtest-Datenbank ist kostenlos. Die Datenbank (oder Teile davon) darf nicht kopiert, kommerziell genutzt, verkauft oder in irgendeiner Form weitergegeben werden. Erlaubt ist die Nutzung der Inhalte ausschliesslich für die Erstellung von Gutachten.