Kran­ken­tag­geld­ver­si­che­rung: Wei­ter­ent­wick­lung oh­ne Ob­li­ga­to­ri­um

Positionen

Die Motion Romano verlangt die Einführung eines Obligatoriums in der Krankentaggeldversicherung (KTG), das die Arbeitgeber verpflichtet, ihre Arbeitnehmer gegen den Erwerbsausfall bei Krankheit zu versichern. Die Beratung der Motion ist noch im Gange.
 

Der SVV lehnt die Einführung eines Obligatoriums in der Krankentaggeldversicherung (KTG) ab.

Die Schweiz kennt zwei Lösungen der freiwilligen Krankentaggeldversicherung, eine nach KVG (Prämienvolumen: 242 Mio. CHF) und eine nach VVG (Prämienvolumen: 5,5 Mrd. CHF). Insgesamt sind rund 85 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz mit einem Lohnfortzahlungsschutz über die kollektive Krankentaggeldversicherung gedeckt. Bei den restlichen 15 Prozent sind individuelle betriebliche Lösungen verbreitet, bei denen sich die Arbeitgeberin dazu entscheidet, die Lohnfortzahlungspflicht auf eigenes Risiko über die Bestimmungen des OR hinaus zu verlängern.

Die krankheitsbedingten Absenzen steigen und damit auch die Prämien

Die Gesundheitskosten in der Schweiz steigen generell an. So ist seit vielen Jahren auch eine Zunahme von krankheitsbedingten Langzeitabsenzen, zum Beispiel aufgrund von Erkrankungen der Psyche oder des Bewegungsapparates, festzustellen. Die Prämien in der Krankentaggeldversicherung müssen risikogerecht sein, das heisst, sie dürfen weder missbräuchlich hoch noch solvenzgefährdend tief sein. Bei kleineren KMU wirken sich mehrere längere Krankheitsausfälle in der Regel stärker auf die Versicherungsprämien aus als bei grösseren Unternehmen. Die Volatilität ist grösser.

Ein Obligatorium wirkt kontraproduktiv

Ein Obligatorium dürfte ausgerechnet zulasten jener Unternehmen gehen, die den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sehr ernst nehmen. Diese Betriebe und insbesondere deren Arbeitnehmende müssten mit höheren Prämien und damit mit einer Quersubventionierung zugunsten jener Betriebe rechnen, die es mit dem Gesundheitsschutz nicht so genau nehmen. Das stellt die Solidarität auf eine harte Probe.

Prävention packt das Problem an der Wurzel

Absenzen und Krankschreibungen sind ein wachsendes Problem auf dem Arbeitsmarkt und erhöhen insbesondere für Kleinbetriebe das Risiko, mit markanten Prämienerhöhungen in der Krankentaggeldversicherung konfrontiert zu werden. Eine Reduktion dieser krankheitsbedingten Absenzen ist die wirksamste Massnahme, um hohe Krankentaggeldprämien zu vermeiden.

Auch die Versicherer investieren viel Geld in das Gesundheitsmanagement, unter anderem mit Prämienanreizen. Der Schweizerische Versicherungsverband SVV engagiert sich als Hauptsponsor der Arbeitgeberorganisation Compasso ganz konkret für die Wiedereingliederung von Arbeitnehmenden, die aus gesundheitlichen Gründen aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind.