Kran­ken­tag­geld­ver­si­che­rung (KTG): Wei­ter­ent­wick­lung oh­ne Ob­li­ga­to­ri­um

Fokus

Mit der Motion Romano wird die Einführung eines Obligatoriums in der Krankentaggeldversicherung (KTG) gefordert, mit der die Arbeitgeber dazu verpflichtet werden, ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für den Erwerbsausfall bei Krankheit zu versichern (nicht aber die Selbständigerwerbenden). Die Beratung der Motion ist im Parlament hängig. 

Der SVV lehnt die Einführung eines Obligatoriums für die Krankentaggeldversicherung (KTG) ab.

Die Schweiz kennt zwei Lösungen der freiwilligen Krankentaggeldversicherung, eine nach KVG (241 Mio. CHF Prämienvolumen) und eine nach VVG (5 Mrd. CHF Prämienvolumen). Insgesamt sind SVV-Schätzungen zufolge über 80 Prozent der Arbeitnehmenden von einem Lohnfortzahlungsschutz via die kollektive Krankentaggeldversicherung nach VVG gedeckt. Bei den verbleibenden 20 Prozent sind individuelle betriebliche Lösungen weit verbreitet, bei denen sich der Arbeitgeber dazu entscheidet, die Lohnfortzahlungspflicht auf eigenes Risiko über die Bestimmungen des OR hinaus zu verlängern. 

Die krankheitsbedingten Absenzen steigen und damit auch die Prämien der Krankentaggeldversicherung

Die Gesundheitskosten in der Schweiz steigen allgemein. So ist seit vielen Jahren insbesondere eine Zunahme psychischer Erkrankungen festzustellen. Die Prämien in der Krankentaggeldversicherung müssen risikogerecht – das heisst, weder missbräuchlich hoch noch die Solvenz gefährdend tief – sein. In kleineren KMU sind die Auswirkungen mehrerer langfristiger Krankheitsfälle auf die Prämien meist stärker spürbar als in grösseren Firmen. Die Volatilität ist grösser.

Ein Obligatorium wirkt kontraproduktiv und schadet dem Arbeitsmarkt

Ein Obligatorium dürfte ausgerechnet zulasten von jenen Unternehmen gehen, die den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sehr ernst nehmen. Diese Unternehmen und insbesondere deren Arbeitnehmenden müssten mit höheren Prämien und damit einer Quersubventionierung zugunsten jener Unternehmungen rechnen, die es mit dem Gesundheitsschutz nicht so genau nehmen. Die Solidarität wird damit strapaziert.

Präventive Massnahmen packen das Problem an der Wurzel

Absenzen und Krankschreibungen sind ein zunehmendes Problem auf dem Arbeitsmarkt und erhöhen gerade bei kleinen Firmen die Gefahr, mit markanten Prämienerhöhungen bei der Krankentaggeldversicherung konfrontiert zu werden. Eine Verringerung dieser krankheitsbedingten Absenzen stellt die effektivste Massnahme dar, um hohe KTG-Prämien zu vermeiden. 

Auch die Versicherungsgesellschaften investieren grosse Summen in das Gesundheitsmanagement, unter anderem auch mit Prämienanreizen. Als Hauptsponsor von Compasso engagiert sich die Versicherungsbranche ganz konkret für die Wiedereingliederung von Arbeitnehmenden, welche aus gesundheitlichen Gründen aus dem Arbeitsprozess gefallen sind.