Die Schweizer Privatassekuranz blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2013 zurück: Trotz anspruchsvoller Rahmenbedingungen und anhaltendem Tiefzinsumfeld ist die Versicherungsbranche weiterhin auf Wachstumskurs und stellt ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis. Das Wachstum in der Schadenversicherung ist stabil und setzt sich im Rahmen der vergangenen Jahre fort. In der Kollektiv-Lebensversicherung ist die Nachfrage nach dem Vollversicherungsmodell der Lebensversicherer beachtlich gestiegen. Um den Herausforderungen im regulatorischen Umfeld zu begegnen, braucht die Schweiz eine Regulierungsstrategie.
Zürich, 7. Februar 2014 – Die Schweizer Privatversicherer haben ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich: Bei stabilem Prämienwachstum haben sie auch im Jahre 2013 dank insgesamt soliden Finanzergebnissen, durchschnittlicher Schadenentwicklung und Verbesserungen in der Kosteneffizienz ihre Solidität und ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. «Die Privatversicherer haben erneut als treibende Kraft der Schweizer Volkswirtschaft ihren Beitrag an eine prosperierende Schweiz geleistet. Mit einer Brutto-Wertschöpfung von 20 Milliarden Franken oder einem Anteil von 4 Prozent an der Gesamtwirtschaft zählen die Schweizer Versicherer zu den 8 bedeutendsten Branchen des Landes. Bei der Produktivität liegen sie sogar an der Spitze», sagt Urs Berger, Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV.
Stetiges Wachstum in der Schadenversicherung setzt sich fort
Die Prämieneinnahmen haben sich in der gesamten Schadenversicherung 2013 positiv entwickelt: Für das ganze Jahr über alle Gesellschaften und Sparten kann mit einem Zuwachs des Prämienvolumens von etwa 1,6 Prozent gerechnet werden. Damit bewegt sich das Wachstum im Rahmen der Vorjahre und liegt nur geringfügig unter der Entwicklung des Brutto-Inlandprodukts.
Insbesondere die volumenstarken Motorfahrzeug-, und Feuerversicherungen haben zum Wachstum beigetragen. In der Motorfahrzeugversicherung stieg das Prämienvolumen um 2,1 Prozent. Zum Wachstum um 2 Prozent in der Feuer-, Elementar- und Schadenversicherung dürfte die nach wie vor rege Wohn- und Umbautätigkeit geführt haben.
In der Kranken- und Unfallversicherung hat sich das Prämienvolumen mit 1 Prozent leicht positiv entwickelt. Dazu haben die Prämieneinnahmen in der Krankenzusatzversicherung mit einem geschätzten Plus von 1,8 Prozent beigetragen. In der Unfallversicherung ist die Entwicklung wie in den vergangenen Jahren rückläufig: Der Rückgang von 1,3 Prozent ist eine Folge der Tarifliberalisierung und des verstärkten Wettbewerbs sowie der rückläufigen Anzahl von IV-Fällen.
Starke Nachfrage nach Kollektiv-Lebensversicherungen ungebrochen
Trotz des anhaltenden tiefen Zinsniveaus und einem anspruchsvollen regulatorischen Umfeld rechnet der SVV mit einem beachtlichen Wachstum von 5,4 Prozent im gesamten Geschäft mit Lebensversicherungen.
Die positive Entwicklung geht vor allem auf den Erfolg im Kollektivleben-Geschäft zurück: Für das vergangene Jahr wird ein Wachstum der Prämieneinnahmen von 7,9 Prozent erwartet. Das deutliche Plus von 12 Prozent bei den Einmalprämien spiegelt die ungebrochen starke Nachfrage nach dem Vollversicherungsmodell mit seinen einmaligen Sicherheiten, das nur die Privatversicherer anbieten. Diese ökonomische Realität ist in der anstehenden politischen Debatte um die Reform «Altersvorsorge 2020» nicht ausser Acht zu lassen. Bei den periodischen Prämien haben eine höhere Quote der Erwerbstätigen und Lohnerhöhungen zu einem Zuwachs von 2,6 Prozent geführt.
Das Prämienvolumen in der Einzel-Lebensversicherung ist wie in den Vorjahren erneut geschrumpft. Für 2013 wird ein Verlust von 1,2 Prozent erwartet. Dürfte das Niveau bei den periodischen Prämien mit einem Minus von 0,1 Prozent gehalten worden sein, sind die Einnahmen bei den Einmalprämien um 3,8 Prozent rückläufig. Um diesen Trend umzukehren und die Attraktivität von Einzelleben-Versicherungen mit Einmalprämien wieder zu erhöhen, fordert der SVV seit Jahren, die Stempelsteuer von 2,5 Prozent auf diesen Produkten abzuschaffen.
Die Schweiz braucht eine Regulierungsstrategie
Dank ihrem Erfolg und den aktuellen konjunkturellen Prognosen blicken die Versicherer optimistisch in die Zukunft. «Ein regulatorisches Umfeld, das uns vor grosse Herausforderungen stellt, gibt uns jedoch Anlass zur Sorge», hält SVV-Präsident Urs Berger indessen fest. «Vielfältige Ansprüche aus unterschiedlichen Bereichen wie Steuern, Konsumentenschutz, Finanzstabilität, Aufsichtsrecht oder sogar Genderthemen führen zu zahlreichen und teilweise unkoordinierten Regulierungen diverser Amtsstellen. Die Folgen sind Ineffizienzen und Einschränkungen, die unserer Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit schaden. Um dies zu verhindern, braucht die Schweiz eine Regulierungsstrategie, die klare Ziele und praktikable Regulierungsgrundsätze definiert.»
Dialog mit der Aufsicht muss weiter entwickelt werden
Im Zuge des Regulierungsausbaus seit der Finanzkrise 2008 hat die Aufsicht viel für die Sicherheit der Versicherungsunternehmen und damit für den Schutz der Kunden unternommen. Ende 2012 betrugen die anrechenbaren Eigenmittel sämtlicher schweizerischer Versicherungsgesellschaften mehr als 90 Milliarden Franken bei einer gesamten Bilanzsumme von knapp 600 Milliarden Franken. Gemäss dem Schweizer Solvenztest SST erreichte die Branche eine Bedeckung von 190 Prozent – das ist fast doppelt so hoch wie die Interventionsschwelle. Nun ist jedoch der Zeitpunkt gekommen, auch Anpassungen im internationalen Umfeld in Angriff zu nehmen. Im Vordergrund stehen dabei die Gleichwertigkeit und gegenseitige Anerkennung der Aufsichten auf internationaler Stufe, damit die Schweizer Versicherer im internationalen Wettbewerb nicht benachteiligt werden. Für die Erreichung dieser Ziele muss der Dialog zwischen Aufsichtsbehörde und Unternehmen weiter gefördert werden.