PACTA 2020: Leh­ren aus dem Kli­ma­ver­träg­lich­keits­test

Kapitel

Finanzanlagen
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Immobilien
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Das Ziel des Pariser Abkommens ist es, Finanzströme mit einem kohlenstoffarmen Pfad in  Einklang zu bringen (GRI 103-2). Der Klimaverträglichkeitstest PACTA 20205 misst die Fortschritte des Schweizer Finanzsektors bezüglich seines Beitrags zur Reduktion des CO2-Ausstosses. PACTA 2020 baute auf dem Klimaverträglichkeitstest aus dem Jahr 2017 auf. Der SVV unterstützte die Initiative des Bundes, bezüglich der Zielerreichung des Pariser Abkommens Transparenz zu schaffen. Insgesamt haben 24 Versicherungen, die zusammen für 79 Prozent des Anlagekapitals der Schweizer Versicherungen verantwortlich sind, an diesem Test teilgenommen. Nebst dem Anlagenportfolio wurden zudem erstmals das Immobilien- und das Hypothekenportfolio von 16 Versicherungen beurteilt. Der Nachvollzug und die Interpretation der Resultate stellten zum Teil eine Herausforderung dar. Eine Weiterentwicklung der Methode, des Prozesses und der Präsentation der Resultate für eine künftige PACTA-Studie ist zwingend notwendig.

Finanzanlagen

(GRI 103-3)

Die Analyse konzentrierte sich auf diejenigen Anlageklassen mit den direktesten und am besten nachvollziehbaren Auswirkungen auf die Realwirtschaft, für die zudem öffentliche Daten verfügbar sind. Dabei handelt es sich um direkte Investitionen in wirtschaftliche Aktivitäten durch den Kauf von börsennotierten Aktien und Unternehmensanleihen auf dem Sekundärmarkt. Der Gesamtmarktwert der von den Versicherungen eingereichten Portfolios betrug ca. 250 Milliarden Franken. Davon belaufen sich 20 Prozent auf Aktien und 53 Prozent auf Unternehmensanleihen. Die Investitionen wurden entweder direkt oder als Bestandteil eines Fonds getätigt. Diese beiden Anlageklassen wurden in der Studie beurteilt. Die verbleibenden 27 Prozent befinden sich in Anlageklassen, die aufgrund fehlender Methoden noch nicht beurteilt wurden.

Die Analyse beschränkte sich auf die klimarelevanten Sektoren (Automobilproduktion einschliesslich leichter und schwerer Nutzfahrzeuge, Luftfahrt, Kohlebergbau, Zementproduktion, Stahlproduktion, Öl- und Gasförderung, Stromerzeugung und Schifffahrt). Diese Sektoren entsprechen 10 Prozent des untersuchten Branchenportfolios, sind jedoch für 74 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich. Die Abbildung 1 zeigt für die Aktien, dass im Bereich der Energieerzeugung der in erneuerbare Energien investierte Teil etwa gleich gross ist wie derjenige, der in fossile Energieerzeugung investiert wurde. Mit Investitionen in Aktien von etwas über 2 Milliarden Franken ist die Gewinnung von Öl und Gas der Sektor mit dem höchsten Anteil am CO2-Ausstoss. Der Sektor Schifffahrt ist nicht abgebildet, da sein Anteil vernachlässigbar ist.

Abbildung 1: Investitionen in Aktien (inkl. Aktien in Fonds) aus den untersuchten klimarelevanten Sektoren

Im Vergleich zu den Aktien ist bei den untersuchten Unternehmensanleihen der Anteil an Investitionen in erneuerbare Energien etwas höher als derjenige in fossile Energien.

Abbildung 2: Investitionen in Obligationen (inkl. Obligationen in Fonds) aus den untersuchten klimarelevanten Sektoren

Wie bei den Aktien dominiert auch hier der Sektor Gewinnung von Öl und Gas. Der Sektor Automobil ist in dieser Anlageklasse höher als bei den Aktien.

Um die Entwicklung der untersuchten Portfolios über die nächsten fünf Jahre zu beurteilen, wurde für jedes Unternehmen im Aktien- und Anlagenportfolio eine Schätzung vorgenommen, wie es sich bezüglich des Ausstosses von Treibhausgasen entwickeln wird. Mit Hilfe dieser Angaben wurde für jeden Sektor im untersuchten Portfolio die Klimaschädlichkeit beurteilt und diese in Relation mit den Klimaszenarien gesetzt. Voraussetzung für einen solchen Vergleich ist, dass ein aus den Klimaszenarien abgeleiteter, ausreichend granularer Absenkpfad des Sektors vorliegt. Geeignete Roadmaps existieren für die Sektoren Strom, Kohle, Öl und Gas sowie Automobil. Wie die Analyse des untersuchten Portfolios ergab, wird insbesondere bei Investitionen im Bereich der Energieerzeugung zu wenig auf Klimafreundlichkeit geachtet. Insgesamt wird noch zu viel in fossile Energieerzeugung und zu wenig in erneuerbare Energie investiert.

Nachhaltigkeitsreport PACTA - Grafik Klimaszenarien

Wie die Analyse des untersuchten Portfolios ergab, wird insbesondere bei Investitionen im Bereich der Energieerzeugung zu wenig auf Klimafreundlichkeit geachtet.

Immobilien

Im PACTA-Bericht 2020 wurden erstmals die Klimaauswirkungen der eingereichten Immobilienportfolios beurteilt. In der Schweiz besitzen institutionelle Anleger ca. 20 Prozent der Wohngebäude und ca.  10 Prozent der gewerblichen Immobilien. Von den Versicherungen wurden 7263 Gebäude und acht Hypothekenportfolios beurteilt.

Gemäss dem Treibhausgasinventar des Bundesamts für Umwelt (BAFU) machen die CO2-Emissionen des Schweizer Gebäudebestands derzeit etwas mehr als einen Viertel der gesamten CO2-Emissionen der Schweiz aus. Im Segment der Neubauten werden die neu erstellten Gebäude bereits heute weitgehend mit erneuerbaren Heizsystemen ausgestattet. Der Bericht zeigt jedoch auf, dass bei allen institutionellen Immobilienbesitzern ein wesentlicher Teil des Bestands der älteren Gebäude noch mit Öl oder Gas geheizt werden.

Der CO2-Ausstoss pro Quadratmeter ist insbesondere bei Gebäuden, die vor 1980 gebaut wurden, weiterhin sehr hoch.

Die Gesamtauswertung zeigt weiter, dass Gebäude, die sich direkt im Besitz von institutionellen Eigentümern befinden, im Durchschnitt weniger CO2 pro kg/m² ausstossen als der übrige Gebäudebestand. Nach der im Methodenbericht dargelegten Analyse liegt der durchschnittliche CO2-Ausstoss des gesamten Gebäudeparks in der Schweiz bei 34,5 kg/m². Der Median der CO2-Emissionen aller direkt genutzten Gebäude liegt für das Jahr 2020 bei 15,2 kg/m². Unter Berücksichtigung der von den Teilnehmern geplanten Sanierungen in den nächsten zehn Jahren sinkt dieser Wert auf 11,5 kg/m², was einer Reduzierung der gesamten CO2-Emissionen um 9 Prozent pro Jahr entsprechen würde. Im Segment der direkt gehaltenen Immobilien kann heute somit ein gutes Ergebnis in Bezug auf die Klimaverträglichkeit festgestellt werden.

 


5 Bridging the gap, measuring progress on the climate goal alignment and climate actions of Swiss financial institutions, Report November 2020; 2ii, wüestpartner und Pacta