Ver­si­che­rer trot­zen wirt­schaft­li­chen Un­si­cher­hei­ten im Jahr 2022

Medienmitteilung

Die Privatversicherer verzeichneten 2022 gemäss Hochrechnung des SVV in den meisten Sparten eine moderate Zunahme des Prämienvolumens und haben damit in einem wirtschaftlich angespannten Jahr erneut Stabilität bewiesen. Insbesondere das Nichtlebengeschäft wies mit 3,0 Prozent ein überdurchschnittliches Wachstum auf. Nahezu stabil blieb das Prämienvolumen im Lebengeschäft. Eine neue Studie von BAK Economics belegt zudem die volkswirtschaftliche Bedeutung der Rückversicherer für den Standort Schweiz.

Die Schweizer Privatversicherer haben sich in einem von wirtschaftlicher Unsicherheit geprägten Jahr gut behauptet. Obschon sich Inflation und Kapitalmarktturbulenzen auch bei Versicherern bemerkbar machen, überzeugen sie weiterhin mit einer soliden Solvenz und einem robusten Prämienvolumen, das im Jahr 2022 einen leichten Anstieg verzeichnete. «Die Privatassekuranz hat in einem schwierigen Umfeld erneut Stabilität bewiesen», sagt Rolf Dörig, Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV, anlässlich der Jahresmedienkonferenz in Zürich. Diese sei nicht zuletzt den guten Rahmenbedingungen in der Schweiz zu verdanken, denen es immer wieder von neuem Sorge zu tragen gilt. «Nur so können die Versicherer die Widerstandskraft der Schweizer Wirtschaft und ihrer Bevölkerung auch weiterhin stärken und damit ihre volkswirtschaftliche Verantwortung wahrnehmen», ergänzt Dörig auch mit Blick auf die wichtige Reform der beruflichen Vorsorge BVG. Aus Sicht des SVV liegen alle Elemente für eine gute Lösung auf dem Tisch. «Es liegt nun in der Verantwortung des Parlaments, die begonnenen Arbeiten schnellstmöglich abzuschliessen», betont Dörig.

Wachstum in allen Sparten des Nichtlebengeschäfts

Das Nichtlebengeschäft setzt den Kurs der vergangenen Jahre fort und wuchs gemäss Hochrechnungen des SVV um 3,0 Prozent gegenüber Vorjahr. «Damit konnte das langjährige durchschnittliche Wachstum übertroffen werden. Das ist auch ein Zeichen der robusten Nachfrage im vergangenen Jahr», kommentiert der Verbandsdirektor Urs Arbter. Besonders zugelegt hat dabei der Bereich Feuer-, Elementar- und Sachschadenversicherung mit einem Wachstum von 8,3 Prozent, was in erster Linie auf höhere versicherte Werte zurückzuführen ist. In der Motorfahrzeugversicherung blieb das Prämienvolumen insgesamt konstant, obwohl die Branche einen höherpreisigen und grösseren Fahrzeugbestand versicherte. In nächster Zeit sei allerdings eher mit steigenden Prämien zu rechnen, die die langfristigen Kostensteigerungen spiegeln.

  • +0,3 Prozent in der Motorfahrzeugversicherung. Eine erhöhte Kundennachfrage nach Motorfahrzeugkaskoversicherungen steht einem Prämienrückgang in der Motorfahrzeughaftpflichtversicherung gegenüber.
  • +8,3 Prozent in der Feuer-, Elementarschaden- und Sachschadenversicherung. Haupttreiber für die starke Zunahme sind ein wachsender Gebäudebestand und steigende Versicherungssummen.
  • +3,4 Prozent in der Berufs- und allgemeinen Haftpflichtversicherung. Aufgrund des revidierten Versicherungsvertragsgesetzes werden höhere Schadenquoten erwartet, was zu höheren Prämien führt. Zudem fällt ein Teil des wachsenden Cyberversicherungsmarktes in den Bereich der Haftpflichtversicherung.
  • +2,1 Prozent in der Unfallversicherung. Nichtbetriebsunfälle nahmen in den letzten Jahren zu, sodass sich die Prämien risikogerecht angepasst haben.
  • +2,3 Prozent in der Krankentaggeldversicherung. Nebst kontinuierlichem Lohnsummenwachstum führen höhere Leistungsbezüge zu einem Prämienanstieg.

Lebengeschäft bleibt nahezu stabil, BVG-Reform weiterhin dringend

Nachdem das Prämienvolumen im Lebensversicherungsgeschäft ab 2020 zum Teil stark rückläufig war, sorgte das Wachstum bei anteilsgebundenen Versicherungen im Einzellebenbereich 2022 insgesamt für ein Prämienvolumen nahezu auf Vorjahresniveau. Das Kollektivgeschäft ist dagegen weiter rückläufig. Eine gute Nachricht für die Lebensversicherer ist die Normalisierung des Zinsniveaus, die auf lange Frist wieder Ertragsaussichten im wichtigen Obligationengeschäft verspricht. «Höhere Garantien können jedoch erst ausgegeben werden, wenn sich der Zinsanstieg als nachhaltig manifestiert», gibt Ruedi Kubat, SVV-Vorstandsmitglied und CEO der Allianz Suisse, zu bedenken. Auch wenn die Solvenz der Lebensversicherer beweise, dass sie den Herausforderungen mit den richtigen Strategien begegnet sind, bleibe eine Reform der zweiten Säule unausweichlich und dringend.

  • -1,9 Prozent im Kollektivleben. Sinkende periodische Prämien sind ein Indiz für die Fortsetzung des Trends in Richtung Teilautonomie.
  • +2,5 Prozent im Einzelleben. Insbesondere bei den Einmaleinlagen zeichnet sich ein grosses Wachstum im Vergleich zu den letzten Jahren ab. Das Niveau ist dennoch deutlich tiefer als vor 2015.

Neue Studie bestätigt grosse volkswirtschaftliche Bedeutung der Rückversicherer

Ebenfalls an der Jahresmedienkonferenz wurde die von BAK Economics durchgeführte Studie «Volkswirtschaftliche Bedeutung der Rückversicherung in der Schweiz» präsentiert. Die Studie bestätigt, dass die global ausgerichteten Rückversicherer zu den produktivsten Wirtschaftszweigen der Schweiz gehören. Mit einer Wertschöpfung von 3,7 Millionen Franken pro Vollzeitstelle übersteigen sie das Produktionsniveau der Gesamtwirtschaft um ein Vielfaches. Die Rückversicherer verzeichneten seit der Jahrtausendwende ein starkes Wachstum und steigerten dadurch ihre Bedeutung innerhalb des Versicherungssektors. Mit Schadenzahlungen von fast 22 Milliarden Franken im Jahr 2021 tragen die in der Schweiz ansässigen Rückversicherer wesentlich zur Stabilität und damit zur Resilienz der globalen Wirtschaft bei. Mit 45 Rückversicherern, mehrheitlich in der Region Zürich/Zug ansässig, ist die Schweiz weltweit der drittgrösste Rückversicherungsstandort. «Unser Land profitiert in verschiedener Hinsicht von den Rückversicherern, sei es als Risikoträger, Kapitalgeber, Steuerzahler oder in Form von Know-how und hochspezialisierten Fachkräften», sagt Nina Arquint, Präsidentin Ausschuss Rückversicherungen des SVV und Chief Risk Officer Swiss Re Corporate Solutions. Entsprechend sei es wichtig, dass die Schweiz zu ihrer Standortattraktivität Sorge trägt. Für die international agierenden Rückversicherer sei insbesondere der Zugang zu offenen Rückversicherungsmärkten weltweit und eine international kompatible und dem Geschäftsmodell angepasste Regulierung und Aufsicht wichtig für die Standortwahl.

Für das Jahr 2022 sind noch keine Hochrechnungen für das Rückversicherungsgeschäft möglich. Der SVV erwartet mit einem leichten Anstieg des Prämienvolumens eine Fortsetzung des Wachstumstrends.

 

Hinweis an die Redaktion

Der Schweizerische Versicherungsverband SVV vertritt die Interessen der privaten Versicherungswirtschaft auf nationaler und internationaler Ebene. Dem Verband gehören rund 70 Mitglieder an, zu denen neben global agierenden Erst- und Rückversicherern auch viele national ausgerichtete und spezialisierte Sach-, Lebens- und Krankenzusatzversicherer zählen. Die Branche gehört zu den produktivsten und wertschöpfungsstärksten Wirtschaftszweigen. Die Privatversicherer beschäftigen in der Schweiz rund 50’000 Mitarbeitende. Mit ihrer Expertise in der Absicherung von Risiken und in der Gefahrenprävention übernehmen sie volkswirtschaftliche Verantwortung: Die Privatversicherer leisten einen bedeutenden Beitrag zur Stabilität des Wirtschaftssystems und zum Wohlstand in der Schweiz. Deshalb engagiert sich der Versicherungsverband für eine nachhaltige Entwicklung der Branche und ihrer Standorte.

Medienkontakt
Schweizerischer Versicherungsverband SVV
Lisa Schaller, Mediensprecherin
Telefon: +41 44 208 28 56
E-Mail : lisa [dot] schalleratsvv [dot] ch
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